Am dritten Tag zerschmettern "The Who" ihre Verstärker, und Jimi Hendrix steckt seine Gitarre in Brand. So beginnt der "Summer of love", der ebenso legendäre wie kurze Sommer der Liebe 1967. Von den Gewaltakten auf der Bühne abgesehen bleibt alles friedlich bei diesem weltweit ersten Pop-Festival. Unter dem Motto "Musik, Liebe und Blumen" lockt es vom 16. bis 18. Juni rund 70.000 Fans ins kleine Städtchen Monterey, eine halbe Stunde südlich von San Francisco. Selbst die das Schlimmste erwartende und deshalb mit Helm und Schlagstock angerückte Polizei-Armada lässt sich von der grassierenden Flower-Power-Stimmung anstecken. Unmengen von Joints, die in der bunten Hippieschar die Runde machen, werden geflissentlich ignoriert.
Welchen Einfluss die "Mutter aller Festivals" auf die Geschichte der Popmusik haben wird, ahnt damals in Monterey noch niemand. Allein das Plattenlabel Columbia nimmt nach dem Ereignis, das zur Blaupause aller folgenden Open-Air-Festivals wird, auf einen Schlag 20 Bands unter Vertrag und steigert damit seinen Anteil an Rockmusik von 15 auf 50 Prozent. Andere Plattenfirmen ziehen nach; die vollständige Kommerzialisierung von Rock und Pop hat begonnen. Für Gitarrengott Jimi Hendrix und Blues Röhre Janis Joplin ist Monterey der Beginn einer ebenso großen wie kurzen Weltkarriere; drei Jahre später sind beide bereits tot.
Schon seine Geburt verdankt das scheinbar so freakige Fest der Blumenkinder rein finanziellen Interessen. John Phillips, Chef der Gruppe "The Mamas and Papas" und sein Produzent Lou Adler erkennen als erste, welche kommerziellen Möglichkeiten ein solches Festival der Popmusik bietet. Mit hervorragenden Kontakten in der Unterhaltungsbranche gelingt es den beiden, die Platten-, Film- und Fernsehrechte zu verkaufen und so die Finanzierung des Festivals sicherzustellen. Als Aushängeschild verpflichtet Phillips einen Sänger, dessen Auftritt später zwar zum schwächsten des ganzen Festivals gerät, der aber ganz andere Qualitäten zu bieten hat. Mit der Phillips-Komposition "San Francisco" trägt Edel-Hippie Scott McKenzie den nett verpackten Blumenkinder-Mythos vom Sommer der Liebe als Schnulze hinaus in die Welt - und zwar so erfolgreich, dass er damit noch 40 Jahre später als Inkarnation der Flower-Power -Ära im Fernsehen auftritt.
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