Viele meiner Berufskollegen sind heute arbeitslos oder tingeln durch Kindergärten, Familienfeiern und Hochzeiten, um ihren Lebensunterhalt mit anspruchslosen Aufnahmen zu verdienen. Und das nur, weil sie zu spät auf die digitale Schiene aufgesprungen sind.
Wer heute als Profi ohne Photoshop und Speicherkarten erfolgreich arbeiten will, ist praktisch chancenlos.
Jeder sollte sich darüber im klaren sein, dass er heute kaum noch eine Aufnahme betrachten kann, die nicht digital aufgepeppt wurde. Und das nicht nur bei Portraits.
Während man z.B. früher bei Architekturaufnahmen mit teuren Shift-Objektiven arbeiten musste, werden heute die stürzenden Linien ritsch ratsch mit Photoshop korrigiert, der passende Himmel eingesetzt und störende Details beseitigt.
Im Bereich der Sportfotografie, meiner Domäne, sieht es nicht anders aus. Wenn ich daran denke, wie ich früher Effekte mit ganzen Belichtungsreihen mühsam erzielen musste, dabei stets den ängstlichen Blick auf den Bildzähler gerichtet, werden heute Bewegungsunsschärfe, Zoomeffekte und dergleichen problemlos von einem Photoshop-Profi im Handumdrehen hingezaubert.
Hinzu kommt die Möglichkeit, praktisch unbegrenzt auf den Auslöser zu drücken und ganze Serien einzufangen. Eine Speicherkarte fasst halt unendlich viel mehr Material als ein 36er Film und ist zudem sehr viel schneller gewechselt.
Praktisch kann ich heute bei einer Sportveranstaltung einen engagierten Amateur einsetzen, der Unmengen von Aufnahmen durchzieht und aufgrund des Zufallsprinzips sicherlich einige verwertbare, sowie ab und an, ein absolutes Top Foto präsentieren wird. Die sind allerdings dann doch nicht so top, als das nicht ein Photoshop-Profi daran nicht doch noch was rumzuwurschteln hätte.
Allerdings, und das ist tröstlich, gibt es immer noch Bereiche, in denen Profierfahrung- u. Wissen gefragt und unverzichtbar ist.
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