Schach ist ein königliches Spiel. Über eintausend Jahre alt, bleibt es zunächst den Herrschern, Adel und Klerus vorbehalten. Im 19. Jahrhundert wollen auch die Bürger mitspielen. In Deutschland gründen sich regionale Schachvereine. Aber das Spiel mit einheimischen Gegnern genügt den Spitzenspielern bald nicht mehr. Sie drängen auf größere, möglichst internationale Vernetzung. Am 18. Juli 1877 gründen der Philosoph Carl Göring, der Autor Rudolf von Gottschall sowie die Schachmeister Adolf Anderssen, Max Lange und Johannes Hermann Zukertort mit anderen in Leipzig den Deutschen Schachbund. Präsident wird Hermann Zwanzig. Für Andersen ist es der "Grundstein für die künftige deutsche Schacheinheit". Ziel ist zunächst, in regelmäßigem Turnus einen internationalen Schachkongress auszurichten. Deutscher Meister kann auch ein Pole oder Brite werden.
Die Konkurrenz aus dem Ausland aber ist den schwächeren deutschen Spielern ein Dorn im Auge. Durch ihre Dominanz wird das königliche Spiel auf den 64 Feldern von kleinkariertem Denken bestimmt. Die regionalen Clubs und Vereine drängen auf nationale Meisterschaften unter Ausschluss ausländischer Großmeister. Tatsächlich werden später nur noch Deutsche zu Turnieren zugelassen. Nach dem ersten Weltkrieg mischt sich unverhohlener Antisemitismus in die neidvolle Strategie, da viele Schachmeister Juden sind. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers wird der Schachbund vom "Großdeutschen Schachbund" geschluckt, dem nur Arier angehören dürfen. "Juden können wir zu unserer Arbeit nicht brauchen", sagt Bundesleiter Otto Zander, "sie haben aus den Vereinen zu verschwinden".
1950 wird der Deutsche Schachbund (DSB) neu gegründet, der 1958 und 1970 in München und Siegen Schach-Olympiaden ausrichtet. Heute zählt er 97.000 Mitgliedern und rund 2.700 Vereine. Er ist Mitglied im Deutschen Sportbund und einer der größten Schachverbände der Welt.
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