1947 vermeldet die amerikanische Hausfrauenzeitschrift "House Beautiful" die ästhetische Sensation einer "perfekten Kühlschrankplastikschale". Mehr noch als die Funktion der neuen Schüssel fasziniert das Blatt die Schönheit des Objekts. "Wenn Sie noch nie Polyethylen angefasst haben, dann müssen wir Ihnen berichten, dass es sehr zerbrechlich und zart aussieht und dennoch kräftig ist", kann man an Amerikas Küchentischen lesen. "Es fühlt sich an wie Jade, aber zugleich erinnert es an Alabaster und Perlmutt". Die Schalen "besitzen ein ebenso gutes Aussehen wie eine Skulptur".
Erfunden hat die Frischhalte-Skulpturen Earl Silas Tupper. Er wird am 28. Juli 1907 als Sohn eines Farmers in New Hampshire geboren. Seinen Erfindungsgeist erbt er von seinem Vater, der sich mit eigens entwickelten Geräten die Farmarbeit erleichtert. Tupper studiert Chemie. Beim Chemiekonzern DuPont lernt er den Kunststoff Polyethylen kennen: unzerbrechlich, hitze- und kältebeständig und beliebig einfärbbar. Tupper beschließt, das Leben der amerikanischen Hausfrau angenehmer zu machen. 1946 gründet er eine Firma, die sich auf Plastikvorratsdosen mit Sicherheitsverschluss spezialisiert. Erstes Produkt ist die "Wunderschüssel", deren Deckel minimal kleiner als der eigentliche Behälter ist. Dadurch kann Luft von Außen schlechter eindringen. Im Behälter befindliche Luft wird durch einen Druck auf den Deckel beim Schließen einfach herausgedrückt. Die Folge: Lebensmittel bleiben länger frisch. In Zeiten, in denen längst nicht in jedem Haushalt ein Kühlschrank steht, ein gewaltiger Fortschritt.
Aber die "Wunderschüssel" verkauft sich nicht. Der Einzelhandel kann seinen Kundinnen nicht erklären, wie sie mit dem neuartigen System umgehen soll. Da entwickelt die alleinerziehende Mutter Brownie Wise das so genannte Heimvorführungs-System und ermutigt Hausfrauen dazu, ihre Verwandten und Bekannten nebst dem Vertreter zu einer Tupperparty in ihr Wohnzimmer einzuladen. Als Dankeschön winkt ein Geschenk. 1951 übernimmt Tupper die Idee und macht Wise zur Vizepräsidentin der Firma "Tupperware Home Parties". Von nun an boomt das Geschäft mit Schüsseln, Dosen, Gefrierbehältern und Knoblauchpressen, seit 1962 auch hierzulande. Inzwischen finden in Deutschland jährlich 1,5 Millionen Wohnzimmer-Verkaufsshows statt. Rund 60.000 Beraterinnen sind dabei im Einsatz - und 1.500 Berater.
Vom Boom seiner Produkte in Deutschland bekommt Tupper nichts mehr mit: 1958 verkauft der damals 51-Jährige sein Geschäft und wandert nach Costa Rica aus, wo er 1983 stirbt.
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