Kuta, im Süden der indonesischen Insel Bali: Der indische Ozean bricht sich in hohen Wellen am Kilometer langen Sandstrand. Dahinter befinden sich Ferienanlagen, Restaurants und Geschäfte. Der Urlaubsort ist ein billiges Reiseziel, vor allem für junge Leute, die Party machen wollen - ein Mallorca der Tropen, nur ohne Hochhäuser. Am 12. Oktober 2002 sind die Bars und Diskotheken in Kutas Zentrum wie üblich gut besucht. Es ist kurz nach 23 Uhr. Ein Selbstmordattentäter zündet in der "Paddy's Bar" eine Rucksackbombe. Einige Minuten später geht auf der anderen Straßenseite vor dem "Safari-Club" eine Autobombe hoch. Bei den Explosionen sterben 202 Menschen, mehr als 300 werden zum Teil schwer verletzt. Betroffen sind vor allem Ausländer. Unter den Toten sind 88 Australier und sechs Deutsche.
Geplant worden ist die Terrorattacke im Februar 2002 in der thailändischen Hauptstadt Bangkok: Dort findet ein Treffen von Islamisten statt. Mit dabei: Riduan Isamuddin, besser bekannt unter seinem Kampfnamen Hambali. Er gilt als militärischer Kopf der indonesischen "Jemaah Islamiah", die den "Jihad", den Heiligen Krieg, nach Südostasien ausweiten will. Auch Mukhlas, ein Koranlehrer aus Java ist beim Treffen dabei. Ein Afghanistan-Veteran, der wie Hambali als Mudschahedin an der Seite Osama bin Ladens gegen die sowjetische Besatzung gekämpft hat. Im April 2002 legt Mukhlas gemeinsam mit seinem Bruder Amrozi Bali als Anschlagsziel fest. Dort machen vor allem Australier Urlaub, deren Land ein enger Alliierter der Bush-Regierung und bei der Terrorbekämpfung in Indonesien aktiv ist. Mit weiteren Komplizen wird die Tat vorbereitet.
Ende 2002 kommt die indonesische Polizei den Bombenlegern auf die Spur. Mittlerweile hat sich Al-Qaida zu den Anschlägen bekannt. Die Drahtzieher werden verhaftet. Drei von ihnen erhalten die Todesstrafe, einer wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Der mutmaßliche Bombenbauer, der Malaysier Azahari bin Husin, sprengt sich bei seiner Festnahme in einem Haus auf Java im November 2005 in die Luft. Hambali wird von der CIA festgenommen und nach Guantanamo gebracht. Angeblich hat der US-Geheimdienst bereits Ende September 2002 gewusst, dass Islamisten einen Anschlag auf Bali planen. Auch die indonesische und die australische Regierung sollen laut dem ehemaligen australischen Geheimdienst-Chef für Indonesien Warren Read eingeweiht gewesen sein. Terrorwarnungen für Bali hat es aber aus ungeklärten Gründen nicht gegeben.
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