Zitat:
Zitat von Ben-99
Denn natürlich hat Frau Herman keinesfalls "vollkommen recht damit", wenn sie sich danach sehnt, die Rolle der Frau bzw. "Mutter" wieder der Zeit der muffigen 50er oder gar der mörderischen 40er Jahre anzupassen.
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Ich weiß nicht, ob sich Frau Herman danach sehnt, "die Rolle der Frau bzw. "Mutter" wieder der Zeit der muffigen 50er oder gar der mörderischen 40er Jahre anzupassen", sollte das jedoch der Fall sein, könnte nichts mir ferner liegen, als ihre Thesen gutzuheissen.
Da ich keines ihrer Bücher bisher gelesen habe, bin ich auf die Presse angewiesen, die die Erscheinung ihrer Werke begleitete und sich hauptsächlich darüber ereiferte, daß Herman die angeblichen Errungenschaften pseudoemanzipierter Mannweiber rückgängig zu machen trachte.
Im Kern also, so vermute ich zumindest, geht es Herman nicht so sehr darum, der Frau wieder eine Schürze umzubinden und sie mit einem Knebel zu versehen, auf daß sie ihren Ehemann bei seiner Rückkehr von seinem harten Tagewerk mit deftigen Speisen und ihren hoffentlich gebärfreudigen Lenden beglücke. Das wäre auch sehr schade, denn ich schätze die Frauen so sehr wie alle anderen Lebewesen auf diesem Planeten, und kein Lebewesen sollte leiden, sondern sich glücklich und frei entfalten dürfen nach seinen Wünschen, Vorlieben und Talenten.
Und doch führt an diesem einen biologischen Umstand (noch) nichts vorbei, daß sie neun Monate lang den Nachwuchs unter ihrem Herzen, in ihrem Leib tragen muß. Das ist eine Rolle, in die sie nicht von der ach so bösen und machtbesessenen Männerwelt gedrängt wurde, sondern die ihr von der Natur zugedacht wurde. Von hier aus kann die Damenwelt hingehen und sagen "Oh Fluch, oh Schande, nein, diese Bürde trage ich nicht!" oder das ganze als Geschenk betrachten und verantwortungsvoll damit umgehen.
Was das heißt?
Wir wissen, daß die ersten Jahre für die geistige und emotionale Entwicklung eines Kindes von unermesslicher Bedeutung sind, man spricht oft von der "Prägephase". Die Frage ist: in was für einer Gesellschaft wollen wir leben? In einer, die diese Prägung vereinheitlicht (beinahe hätte ich "gleichschaltet" gesagt), von irgendwelchen studierten Pädagogen erdacht und in irgendwelchen Zweckgemeinschaften, den Kindern aufdrückt - oder in einer Gesellschaft, in der die Familie Heimat und feste Burg und damit Keimzelle einer heterogenen, gefestigten und zunehmend globalisierten Gesellschaft ist, weil die Kinder in Mama, Papa und Geschwistern emotionale Bezugspersonen und Identifikationsfiguren haben?
Letzten Endes werden die Mütter diese Frage beantworten, schließlich geht es um ihre Leibesfrucht. Wenn Männer über derlei Themen philosophieren, begehen sie nämlich für gewöhnlich den Fehler, den Stellenwert der Frau bei der Inspiration und Umsetzung von Ideen vollkommen fehlzubewerten und das eigene Potential zur Gestaltung der Welt maßlos zu überschätzen :-)