Contergan
... den auch qualitativ außergewöhnlichen Zweiteiler im Ersten haben gestern und heute über 7 Millionen Menschen gesehen, worunter sicherlich auch viele Skats-Member waren.
Was habt Ihr gefühlt?
Diesmal war es zur Abwechslung mal die "Gnade der frühen Geburt", die mich glücklicherweise komplett mit allen Gliedmaßen zur Welt kommen ließ. Denn in den 50ern konnte meine Mutter noch nicht in Versuchung geraten, eine Tablette von diesem Teufelszeug einzunehmen.
Ich erinnere mich, daß ich damals als Jugendlicher gedacht habe: Diese Kinder werden das Schlimmste erst in Jahrzehnten erleben, wenn sie erwachsen sind. Denn jetzt kümmert man sich um sie, weil sie noch so niedlich aussehen. Aber was ist mit verkrüppelten alten Säcken? Oder dicken alten Frauen, die ohne Arme leben müssen? Kein Wunder, daß die Contergan-Opfer in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten sind.
Deshalb war dieser großartige Film längst überfällig. Vor allem auch, um die Diskussion wieder in Gang zu bringen, daß zum Beispiel viele dieser Menschen heute auf Almosen des Staates angewiesen sind, Kosten die der Steuerzahler trägt, weil sich die Firma Grünenthal nicht mehr "zuständig" fühlt und, anders als bei vergleichbaren Fällen im Ausland, auch schon seit langem keinen Cent mehr berappen mußte. Wirklich "bestraft" wurde sowieso niemand. Und auch die umgerechnet 50 Millionen Euro, die damals als einmalige Abfindung ausgehandelt worden sind, können die Eigner der Firma Grünenthal langfristig nicht wirklich in Verlegenheit gebracht haben, weil sie noch heute zu den 30 reichsten deutschen Familien gehören.
Immerhin haben sie es auf juristischem Weg geschafft, die Ausstrahlung des Films um eineinhalb Jahre zu verzögern, wodurch sie über 40 Jahre danach die Contergan-Opfer noch ein weiteres Mal schädigen konnten. Ich hoffe, daß die Verantwortlichen der Firma Grünenthal, die offenbar immer noch nichts dazugelernt haben, nie wieder Gelegenheit bekommen werden, Menschen auf diese Weise zu demütigen. Und da es diese Firma ja noch gibt, können die Konsumenten von nun an in Ruhe darüber nachdenken, ob sie sich bei Medikamenten, deren Wirkstoffe alternativ auch von anderen Herstellern angeboten werden, wirklich unbedingt für die Präparate dieses ungemein "sympathischen" Konzerns entscheiden sollten.
Gruß Ben
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