... vor ein paar Wochen zeigte Das Erste "heimlich" ohne Ankündigung gegen Mitternacht eine Kurzfassung der gleichnamigen Dokumentation, möglicherweise um zu verhindern, daß die Ausstrahlung der Sendung noch im letzten Moment gerichtlich verboten werden könnte. Heute abend wird auf NDR die 90minütige Langfassung ausgestrahlt, die niemand verpassen sollte, der zum Beispiel gern "BMW"-Autos und "Varta-"Batterien kauft und schon immer mal wissen wollte, was die Kindermörderin Magda Goebbels und vor allem der Tod Tausender Zwangsarbeiter im Dritten Reich mit dem Milliarden-Vermögen der reichsten deutschen Familie zu tun hat.
Gruß Ben
Zitat:
22.11.2007 |21:00 | NDR
Das Schweigen der Quandts
Für 'Das Schweigen der Quandts' recherchierten die NDR Autoren Eric Friedler und Barbara Siebert über fünf Jahre hinweg in Archiven im In- und Ausland. Mithilfe der von ihnen zusammengetragenen Dokumente ist es ihnen gelungen, Stück für Stück die Herkunft von Teilen des Familienvermögens offen zu legen. Das Fazit: Die Quandts nutzten offenbar die wirtschaftlichen Vorteile, die der Nationalsozialismus ihnen bot. Sklavenarbeit von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern ermöglichten Profite und den Ausbau ihres Konzerns. Das belegen u. a. erschütternde Aussagen letzter Überlebender des Konzentrationslagers Hannover-Stöcken. Dieses Lager, welches unmittelbar an die Quandtsche Batteriefabrik AFA, später Varta, angegliedert war, galt als 'kleines Auschwitz' des Nordens. Mit Wissen und Billigung der Quandts fand dort 'Vernichtung durch Arbeit' statt.
Die Vermögenszuwächse, welche die Quandts zwischen 1933 und 1945 erzielten, begründeten zum Teil ihren Aufstieg in der deutschen Nachkriegswirtschaft. Die Autoren haben mit dieser ersten Dokumentation über die Geschichte der Familie eine Mauer des Schweigens durchbrochen - mit Erfolg: Wenige Tage nach der Erstsendung des Films erklärten die Erben der Familie gemeinsam, sie seien sehr bewegt. Nun will die Familie ihre Geschichte im 'Dritten Reich' aufarbeiten lassen.
Das NDR Fernsehen zeigt eine um 30 Minuten erweiterte Fassung des Films. (TV Movie)
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Empfehlenswert ist auch der Artikel im "Hamburger Abendblatt":
Das Erbe der Schuld
Zitat:
So bleibt nur der Nachgeschmack, dass hier reiche Erben zwar das Vermögen übernommen haben, aber keine Verpflichtungen, wie der Quandt-Biograf Rüdiger Jungbluth in der Dokumentation kritisiert.
Die weist nun in aller Klarheit nach, dass dieses Vermögen auch auf einer engen Zusammenarbeit mit den Nazis und auf der Ausbeutung von Zwangsarbeitern basiert. So wäre die Rüstungsindustrie ohne die Zulieferung aus der AFA und den Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) gar nicht denkbar gewesen.
(...)
Anders als die Großindustriellen Krupp und Flick und die IG-Farben-Manager musste jedoch kein Quandt dafür büßen. In den Nürnberger Prozessen tauchten die Quandts gar nicht auf. Schlimmer noch, Günther Quandt, der Firmengründer, besaß sogar noch die Dreistigkeit, sich später als Verfolgter des Naziregimes darzustellen. Der amerikanische Ankläger Benjamin Ferencz, dem das Autorenteam neuestes Archivmaterial vorlegte, sagt heute: "Hätten wir dieses Material damals gekannt, wären die Quandts als Kriegsverbrecher verurteilt worden."
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