... da bin ich doch sehr skeptisch, ob er der Richtige für diese Position ist. Ich kenne Leute in meinem privaten Umfeld, die mit ihm während seiner Zeit bei der ARD zusammengearbeitet haben und die ihn als sehr kollegial und sympathisch bezeichnen. Vielleicht ist er aber gerade zu "nett" für den wichtigsten Job im deutschen Print-Journalismus. Außerdem fiel er als USA-Korrespondent nicht gerade durch eine mutige Berichterstattung über ein Land auf, das auch schon damals das Königreich der Welt spielen wollte.
Ob der "Spiegel" mit ihm wieder zum kritischen, investigativen Journalismus zurückfinden würde, ist daher fraglich. Nach wie vor besser geeignet wäre meiner Meinung nach ein erfahrener Zeitungsmann, der auch mal hart durchgreifen kann, wenn wieder mal eine Diva aus dem schrillen Team der Selbstdarsteller meint, die Primaballerina geben zu müssen.
Die Zeit der eitlen Broders, Mohrs, Mahlzahns und Steingarts sollte endlich vorbei sein. Dafür will ich wieder mehr von Ausnahme-Reportern, die sich nicht selbst in den Mittelpunkt stellen wie Cordt Schnibben oder Bruno Schrep lesen - auch wenn sie nicht mehr zu den jungen Leuten gehören. Na und? Berühmte "Stern"-Autoren wie Sebastian Haffner oder Kai Hermann wurden damals auch als alte Säcke von den jugendlichen Lesern akzeptiert.
Und das Argument, daß auch Stefan Aust "vom Fernsehen" kam, hinkt ein wenig, weil er als "Spiegel-TV"-Chef natürlich schon vor seiner Ernennung durch Augstein längere Zeit engen Kontakt zu der Redaktion des gedruckten Magazins unterhielt.
Außerdem wäre es schade, wenn Claus Kleber, der übrigens als promovierter Jurist zunächst als Anwalt gearbeitet hatte, den Mainzer Sender verlassen würde. Denn ich sehe schon seit Jahren "heute" und "heute journal" sehr viel lieber als "tagesschau" und "tagesthemen". Für Kleber ist die Rolle des "Anchorman" auf den Leib geschneidert, und er sollte auch dabei bleiben.
Gruß Ben
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