Das südwalisische Port Talbot kann sich rühmen, gleich zwei der bekanntesten Schauspieler der Welt hervorgebracht zu haben. Der eine, Richard Burton, stattet 1952 seinem Heimatort einen Besuch ab. In der Schlange der Autogrammjäger steht auch ein Fünfzehnjähriger, den der Auftritt des Hollywoodstars mächtig beeindruckt. Als Burton im Jaguar winkend an ihm vorüberfährt, steht für Anthony fest: "Ich will hier raus und so berühmt werden wie der." Ein kühner Traum für jemanden, der als Legastheniker für etwas blöde gehalten wird, vor Schüchternheit kaum spricht und ständig den derben Scherzen seiner Klassenkameraden ausgesetzt ist. Doch 13 Jahre nach der Begegnung mit Burton spielt Anthony Hopkins unter der Regie seines Mentors Sir Laurence Olivier den Othello; 40 Jahre später ist Sir Anthony Hopkins selbst einer der bekanntesten Charakterdarsteller der Welt.
Aufgewachsen ist der am Silvestertag 1937 geborene Philip Anthony Hopkins in einer bescheidenen Wohnung direkt über der elterlichen Bäckerei. Der Eigenbrötler hasst die Schule und kapselt sich ab. Zu Ostern 1955, erzählt Hopkins später, zeigt ihm seine Mutter eine kleine Zeitungsannonce der Schauspielschule in Cardiff. Er fährt hin, spielt vor und wird angenommen. "Ich war kein guter Student. Ich war grässlich undiszipliniert, rebellisch und respektlos", erinnert sich Hopkins. Trotzdem darf das Naturtalent Anfang der 60er Jahre an die Royal Academy of Art in London wechseln und avanciert zur Zweitbesetzung von Akademieleiter Laurence Olivier. Obwohl der ihm rät: "Verschwende deine Zeit nicht mit Filmen", verzichtet Hopkins auf eine große Zukunft als Shakespeare-Mime. 1968 gibt er als Richard Löwenherz in "Der Löwe im Winter" neben Katherine Hepburn sein Leinwanddebüt.
Mit zunehmender Popularität häufen sich nun menschliche Probleme. Hopkins' Ehe zerbricht unter dem Stress, dem sich der perfektionistische Egomane aussetzt. Zunehmende Selbstzweifel, ein ungebremster Alkoholkonsum und Pöbeleien am Filmset belasten seine Karriere schwer. Als Hopkins 1973 in einem Hotel in Phoenix, Arizona erwacht, ohne zu wissen, wie er dorthin kam, macht er mit dem Saufen radikal Schluss. 20 Jahre und etliche viel beachtete Filme später schreibt Hopkins mit der Verkörperung des charmant-perfiden Menschenfressers Dr. Hannibal Lecter in "Das Schweigen der Lämmer" Kinogeschichte. Ausgezeichnet mit dem Oscar als bester Hauptdarsteller ist der Junge aus Südwales nun endgültig in der Richard-Burton-Liga der Superstars angekommen. Heute genießt Sir Anthony Hopkins Ruhm und Reichtum mit Ehefrau Stella in den Bergen über Malibu und ist mit sich im Reinen: "Bei mir fügte sich alles irgendwie. Aber mein Glück fassen kann ich noch immer nicht."
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