Es sind, wie ich an anderer Stelle
schon schrieb,
Bootcamps gewiß keine
Ideallösung, wenn man aber über
"Erziehungslager" tatsächlich ernsthaft debattieren will, sollten (und könnten)
Befürworter wie
Gegner die ja dokumentierten Erfahrungen anderer einfach mal wahrnehmen. Eine Erkenntnis, die jedenfalls das
US-Justizministerium 2003 veröffentlichte, ist in der Tat die wenig erfreuliche Mitteilung, daß das Ziel, geringere Rückfallquoten im Vergleich zu anderen Formen des Strafvollzugs zu erreichen, durch
Bootcamps nicht erreicht wurde.
Sie ist indes auch nicht höher als beim
'herkömmlichen' Strafvollzug, und das gilt für
Jugendliche wie
Erwachsene.
Billiger allerdings sollen
Bootcamps durchaus sein. Und wenn das
Ergebnis ohnehin das gleiche ist, ein aus Sicht der Gesellschaft nicht unwahrscheinlicher
Mißerfolg nämlich, könnten sie vielleicht doch ganz praktisch sein, für das gleiche Geld könnten schließlich mehr
Straftäter betreut werden. Nur sollte man das dann eben auch sagen. Und für
Wähler wäre es vielleicht recht erhellend,
wahlkämpfende Besserwisser darauf anzusprechen ;-).
Jedoch beurteilen andererseits
Ex-Insassen von
Bootcamps ihren Aufenthalt dortselbst eher
positiv als Erleider
'normalen' Strafvollzugs. Sie fühlen sich besser auf ihr Leben nach der Freilassung vorbereitet (, was man natürlich auch
böse deuten kann), fühlen durch die Rundum-Betreuung gar nicht schlecht sich
unterhalten. Im
Bootcamp fühlen sich vor Gewalt Mit
gefangener mehr
Insassen sicher als in anderen
Strafanstalten. Andererseits ist die Angst vor dem
Personal größer, was allerdings wohl auch systemimmanent sowie gewollt ist.
Insgesamt sind die
amerikanischen Erfahrungen vielleicht nicht unbedingt
ernüchternd, denn sie liefern
individuell - es gibt statistisch mehr
(re-)sozialisierte und
(aus-)gebildete Bürger - sicher ein paar Argumente
für Bootcamps, aber eben bemerkenswert
besser sind sie allgemein nicht. Nur billiger.
Politiker und
Wahlberechtigte, die die Erfahrungen aus den
USA nicht kommunizieren, um eine halbwegs ausgewogene Debatte schon im Ansatz nicht zu gewährleisten bzw. eben
nicht nach Zahlen fragen, sollten nicht wahlberechtigt sein.
Statistiken sind indes grundsätzlich als
Auftragsarbeit anzusehen, aber auch gefälligst
wahrzunehmen; der
Vorredner beispielsweise zitiert eine Quelle, die von
"[m]indestens 30 Jugendliche[n]" ausgeht, die
"in den vergangenen 20 Jahren in Bootcamps ums Leben gekommen" sind,
Wikipedia meint, es seien mindestens 65. Angesichts solcher
Differenzen mag ich gern ein Fach
Quellenkritik im nächsten hessischen
Bootcamp empfehlen ;-). Vielleicht könnte ich, bewaffnet selbstverständlich, sogar den
Lehrer geben ...
MfG
tw_24