... natürlich hast Du recht, wenn Du auf die unsägliche Springer-Kampagne gegen den Mindestlohn hinweist. Ich halte das sogar für rechtlich bedenklich, da man davon ausgehen kann, daß viele Leser noch immer nicht die wahren, rein geschäftlichen Hintergründe kennen, warum sich der Verlag so vehement dagegen eingesetzt hat. Das ist unlauter, und, wie Du ja schon erwähnt hast, darf Springer jetzt zur Strafe mehrere Hundert Millionen abschreiben, die man in die PIN-Group investiert hatte. Ein wirtschaftliches Fiasko, durch das auch der Ruf von Mathias Döpfner Schaden genommen hat. Peinlich für ihn, der schon einmal vor den Kartell-Richtern auf die Nase gefallen war, als er vergeblich versuchte, die publizistische Macht des Springer-Verlags auch auf das deutsche Fernsehen auszudehnen.
Aber zurück zum "Hamburger Abendblatt". Da findet sich heute ein Bericht mit folgender erstaunlicher Überschrift:
51-jähriger Deutscher verprügelt Iranerin
Das Ganze spielte sich übrigens im vornehmen Hamburger Stadtteil Harvestehude ab, also nur einen Steinwurf entfernt vom Haus des "Bild"-Chefs Kai Diekmann am Innocentiapark. Aber es ist natürlich klar, daß man bei "Bild-Online" vergeblich nach der Meldung sucht, weil sie so gar nicht zu der seit Wochen laufenden üblen Hetzkampagne gegen jugendliche
"kriminelle Ausländer" paßt:
Alle Kriminellen sind Ausländer, fast überall
Immer wieder nett zu lesen sind auch die Dialoge des "Abendblatt"-Chefredakteurs mit aufgebrachten Lesern. Heute beschwert sich zum Beispiel eine Kiefernorthopädin bitterlich darüber, daß es eine Redakteurin gewagt hat, über ein medizinisches Thema auch mal humorvoll zu berichten ;-)
Zitat:
Sie erklären dem Leser, dass die Wirkung kieferorthopädischer Behandlungsmittel darin liege, dass unerwünschte Symptome wie Schnappatmung, Röcheln und Sabbern auftreten. Sie erklären weiterhin, dass kieferorthopädische Behandlungsmittel solche Ungetüme seien, dass das Ausmaß von Schmerzempfinden und Hässlichkeit nur noch zu steigern sei durch das Eintackern von Akne-Narben . . .
Was treibt eine Journalistin zu solch grotesken Schilderungen, was einen Chefredakteur, solch einen Artikel auf der Titelseite einer seriösen Tageszeitung zu platzieren?
Bitte (nicht) lächeln . . .
|
Gruß Ben