+++++ Der aktuelle Finanztip +++++
Eine Woche Bade-Urlaub erscheint Ihnen viel zu kurz? Sie können die Hypotheken für Ihre viel zu große Villa nicht mehr aufbringen? Sie wollen dennoch reich und berühmt werden und ins Fernsehen kommen? Kein Problem, wenn Sie eine niedliche Tochter im Alter von 3-6 Jahren haben - und eine liebe, belastbare Oma, wohnhaft im benachbarten Ausland.
Und so wird's gemacht: Fertigen Sie als erstes ein paar hübsche Fotos von ihrem Kind in ausreichender Auflösung an, damit sie später auch ganzseitig oder gar als Plakat gedruckt werden können. Dann bringen sie die Kleine diskret zur Oma, wo sie die nächsten Jahre versteckt gehalten und unter einem anderen Namen aufwachsen wird.
Dann gehen Sie zum Friseur, konsultieren einen Makeup-Berater und kaufen sich ein paar hübsche Sachen zum Anziehen. Schließlich müssen Sie seriös auf das Fernseh-Team wirken, das sie unter starken Weinkrämpfen telefonisch zu sich nach Hause bestellt haben. Die Polizei sollten Sie später auch noch irgendwann verständigen, weil's einfach einen besseren Eindruck macht.
Nachdem die Sendung ausgestrahlt wurde und am nächsten Tag auch mindestens ein Dutzend Blätter von der "Entführung" berichtet haben, richten Sie eine Internet-Seite mit einem Spenden-Konto ein und engagieren von der ersten überwiesenen Kohle einen erfahrenen "offiziellen Sprecher" für Ihre nun berühmte Familie und beauftragen ein kompetentes PR-Unternehmen, das Kontakte zu reichen und einflußreichen Promis aus der Showbranche knüpfen wird, also Popstars, Schauspieler, TV-Moderatoren - gut macht sich auch immer ein Papst bei solchen Anlässen. Dieselben PR-Leute verhandeln später dann auch die Honorare für den Verkauf der Spielfilm-Rechte, Buchveröffentlichungen, Merchandising-Produkte, etc.
Mehr ist eigentlich nicht zu tun. Nur Obacht geben, daß der Spendenfluß nicht versiegt. Deshalb alle 3 Tage irgendeiner Zeitung einen Hinweis geben, daß Ihr Kind irgendwo gesehen worden sein soll. In Marokko zum Beispiel, das kennen die Leute, weil eigentlich jeder schon mal "Casablanca" gesehen hat. Es kann aber auch irgendein anderes Land sein, von dem man glaubt, daß es ein Paradies für Kinderschänder sei. Es darf nur nicht zu weit wegliegen, also nicht etwa Brasilien oder Indien - da würde man sich bei den täglich begangenen Morden an Kindern über ein vermißtes Mädchen halb totlachen.
Zuletzt sollten Sie noch dafür sorgen, daß die Spenden-Millionen, die Sie ja letztlich für sich behalten wollen, geschickt gewaschen werden. Beauftragen Sie zum Beispiel eine windige Detektei, deren schmierige Mitarbeiter schon früher durch unlautere Methoden aufgefallen sind, der sie dann regelmäßig grotesk überhöhte Honorare überweisen, von denen Sie sich später die Hälfte heimlich wieder zurückzahlen lassen.
Auch für später ist gesorgt. Denn wenn nach Jahren der Fall aus der Öffentlichkeit geraten und Ihr Kind volljährig und somit auch geschäftsfähig geworden ist, geht es für Sie erst richtig mit dem Kohlescheffeln los. Dann nämlich werden die Schlagzeilen der Weltpresse verkünden, daß sich das nun erwachsene "Entführungsopfer" auf spektakuläre Weise aus den Klauen ihres Häschers befreien konnte, von dem sie sich unglücklicherweise allerdings nicht das Gesicht merken konnte. Wenn Oma noch lebt, danken Sie es ihr mit einer neuen Heizdecke oder einer günstigen Busreise an die italienische Riviera.
Von den Bucheinnahmen sichern Sie sich Ihren Lebensabend. Das Vorwort schreibt natürlich keine Geringere als Natascha Kampusch, die Ihnen als langjährige Intendantin des ÖRF auch bei anderen Fragen rund ums Geldverdienen sicherlich gern behilflich sein wird.
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