In Hollywood glauben die Produzenten von "Ein Herz und eine Krone" an einen Scherz. Wenige Tage nach Drehbeginn in Rom verlangt Hauptdarsteller Gregory Peck persönlich am Telefon, seinen Namen auf den Filmplakaten in die zweite Reihe zu rücken. "Wenn Audreys Name nicht ganz oben steht", insistiert der Topstar, "sehe ich hinterher wie ein Trottel aus, denn sie wird für diese Rolle den Oscar bekommen." Peck behält Recht. Für die zauberhafte Verkörperung der Prinzessin Ann, die ganz Rom auf den Kopf stellt, erhält Audrey Hepburn 1953 als erste Debütantin den Academy Award für die beste weibliche Hauptrolle. Im Raketentempo zieht die 24-jährige Kindfrau mit dem knabenhaften Körper an den drallen Diven vorbei und etabliert sich neben Elizabeth Taylor als höchstbezahlte Schauspielerin der Welt.
Gelernt hat Audrey Kathleen van Heemstra Hepburn-Ruston die Schauspielerei nicht. Die 1929 geborene Tochter einer niederländischen Aristokratin und eines irischen Bankers wächst in Brüssel auf. Unter dramatischen Umständen übersteht sie mit ihrer geschiedenen Mutter die deutsche Okkupation. Nach dem Krieg platzen Audreys Träume von einer Karriere als Primaballerina; sie ist nicht gut genug und mit 1,76 Meter viel zu groß. Doch die kometenhafte Karriere der charmanten Elfe mit den dunklen Kulleraugen ist nicht aufzuhalten. Auf einer Musicalbühne wird Frankreichs große Romanautorin Colette auf "das dritte Chormädchen von links" aufmerksam und setzt sie am Broadway als Titelheldin in ihrem Welterfolg "Gigi" durch. Nach einer grandiosen US-Tournee und dem Oscar für "Roman Holiday" liegen Publikum, Kritiker und Regisseure gleichermaßen dem "süßen Fratz" zu Füßen.
"Ich behaupte, dass alle Männer, die mit ihr arbeiteten, sich in Audrey verliebten", meint Regisseur Blake Edwards, für den sie 1961 die Holly Golightly in "Frühstück bei Tiffany" spielt. Das war Hollywoods komplette erste Garde, wie etwa Henry Fonda ("Krieg und Frieden"), Fred Astaire ("Ein süßer Fratz"), Gary Cooper ("Ariane"), Cary Grant ("Charade") oder Rex Harrison ("My Fair Lady"). Nur Humphrey Bogart, den Audrey Hepburn in "Sabrina" becirct, blieb mürrisch. Er hätte lieber seine Frau Lauren Bacall in der Hauptrolle gehabt. Mit ihrer skandalfreien, unaufdringlichen Mischung aus mädchenhafter Unschuld, Bubikopf und Garderobe von Hubert de Givenchy avanciert Audrey Hepburn neben Jackie Onassis zur einflussreichsten Stil-Ikone ihrer Zeit. 1989 nimmt sie in Steven Spielbergs "Always" Abschied von der Leinwand und engagiert sich mit aller Kraft und glamourfreier Integrität als Sonderbotschafterin für das Kinderhilfswerk UNICEF. Bis kurz vor ihrem Krebstod am 20. Januar 1993 verhilft Audrey Hepburn den schlimmsten sozialen Brennpunkten der Erde zu großer Aufmerksamkeit in den Medien.
Klick