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1. February 2008, 10:01   #36
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von Sacki
Wahlsieger ist derjenige, der nach der Auszählung der Stimmen von denen die meisten hat. Und das ist Koch mit seiner CDU, wenn auch nur äußerst knapp.
Diese Anmerkung ist so richtig wie sie falsch ist. In der Tat kann in Hessen die CDU darauf beharren, die meisten der abgegebenen Stimmen bekommen zu haben (sofern nicht noch ein paar Einsprüche wegen der verwendeten Wahlcomputer und des Umgangs mit ihnen Folgen haben), jedoch wird sogar in Hessen gerade hauptsächlich mit der Zweitstimme gewählt - und damit eine Partei, nicht aber (unbedingt) deren "Spitzenkandidat(in)".

Das ist ja, anders als in den Staaten, wo wirklich Personen (ab-)gewählt werden (können), auch nicht ganz schlecht - man kann beispielsweise die Üpsilontante unsympathisch finden, weil sie schlicht machtversessen lügt, aber dennoch (mit der Zweitstimme) SPD wählen in der Hoffnung, daß diese sich noch auf das besinnt, was sie als Tradition unterdessen beerdigt hat. Kurt Beck, Chef der sogenannten deutschen Sozialdemokratie: "Liebe Freundinnen und Freunde". Diese Ansprache definiert, wo die Chefetage sein will, die Basis - und die Wähler - aber nicht ist bzw. sind.

Es gibt in Hessen eine brutalstmögliche "linke" Mehrheit, die SPD will aber lieber mit der FDP kuscheln, weil besonders dieser Steinzeitkommunist Oskar Lafontaine die DDR so weit gebracht hat, daß deren Insassen auf der Suche nach Bananen ankamen, wo sie heute jammern - mit der Ausnahmeerscheinung Angela Merkel freilich, die ihre akademischen Würden in der Zone wohl als Widerständlerin erwarb. Da muß man sich nicht um die Regierungsfähigkeit der sogenannten Sozialdemokratie sorgen, sondern grundsätzlicher um deren Regierungswillen, Gestaltungswillen.

Die Linke will die Bundeswehr am liebsten abschaffen, die sogenannte SPD sie in aller Welt Brunnen ausheben lassen, wenn das nur den unterstellten Interessen der USA widerspricht. Im "Antiimperialismus" ist man sich also höchstens über die Mittel uneinig, indes ist Außenpolitik sowieso eine Bundesangelegenheit, spricht also gerade nicht gegen eine wie auch immer deklarierte Zusammenarbeit auf Landesebene. Die Linke ist - für mich - unwählbar, aber sie ist, geht es um politische Ideen, trotzdem so gut oder eben schlecht wie ihre Konkurrenz.

Roland Koch, er ist ein wahrer Held, da er - noch immer - die sogenannte Sozialdemokratie mit Roten Socken & Kommunismus-Vorwürfen verfolgen kann, weil die das zuläßt, wird, fürchte (?) ich, nicht nur weiter amtieren, sondern auch MP bleiben. Die sogenannte Sozialdemokratie bettelt ja schon bei der FDP statt die zumindest statistisch 'linke' Mehrheit auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Mindestlohn mit (!) der FDP - das scheint mir unmöglich, wenngleich in den bösen Hire & Fire-USA es einen solchen, und das sogar branchenunabhängig, gibt.

Es ist, wie jupp11 richtig anmerkt, eine sehr seltsame "Borniertheit", welche die SPD zeigt, geht es um Die Linke. Da funktioniert die Große Koalition mit der Union zumindest argumentativ prächtig, allerdings wirkt hier die CDU etwas glaubwürdiger, denn just in der Deutschen Hauptstadt gehen SPD & Die Linke ja offenbar doch - und trotz aller Gegensätze - Hand in Hand. Dort machen sich indes beide Parteien unglaubwürdig, angreifbar. Die Linke koaliert mit Afghanistan-Kämpfern, die sogenannte Sozialdemokratie mit "Regierungsunfähigen".

Gänzlich aus den Augen verloren haben, so scheint's, viele Beteiligte nach der Wahl, daß sie eine repräsentative Demokratie zu verkörpern haben. Wähler des Vereins Die Linke haben von Roland Koch erfahren, daß sie "Kommunisten" wähl(t)en, von der SPD, daß Stimmen für Die Linke eigentlich solche für die Union seien - was ungemein logisch ist. Und nun erklären sie, die sich "Volksparteien" nennen, mit der Partei Die Linke letztlich auch deren Wähler zu irgendwie Aussätzigen. So geht Demokratie aber ganz sicher nicht.

Wer meint, Die Linke wählen zu müssen, hat, auch wenn es schmerzt, den gleichen Anspruch auf parlamentarische Repräsentation wie Anhänger der Union, der FDP oder wie die anderen alle heißen mögen. Sie sind Bürger und als solche zu respektieren, statt sie zu wirren Idioten zu erklären, indem die Partei, die sie ja sehr bewußt wählten, ignorieren zu wollen, da jene möglicherweise eine Art SED v2.x sei. Es ist lustigerweise der Chef der brandenburgischen CDU, Ulrich Junghanns, der 1989 erkannte:
Zitat:
"Was die Mauer betrifft, so lassen wir uns nicht deren Schutzfunktion ausreden - ganz einfach, weil wir den Schutz spüren vor all dem, was hinter der Mauer jetzt an brauner Pest wuchert."
Der gilt als Demokrat, Die Linke als antidemokratisch. To me, it's a big fun ;-).

MfG
tw_24