Am 2. März 1998 verschwindet die zehnjährige Natascha Kampusch aus Wien. Eine Schulkameradin will einen Mann in einem weißen Lieferwagen gesehen haben, der sich dem Mädchen genähert habe. Anderen Zeugen ist Natascha angeblich in einem Wiener Supermarkt und in einer Straßenbahn aufgefallen. Ob Natascha entführt wurde oder nach einem Streit mit ihrer Mutter von zuhause weg gelaufen ist, bleibt ungewiss. Nataschas Leiche wird nicht gefunden. Die Hoffnung, dass ihre Tochter irgendwo im Zimmer einer Freundin sitzt, bleibt den Eltern. "Liebe Natascha, ich bitte Dich, bitte komm zurück", fleht ihr Vater weinend ins Mikrofon.
Aber Natascha kommt nicht zurück. Sie sitzt auch nicht im Zimmer einer Freundin, nicht bei Verwandten in Ungarn oder im Ferienhäuschen des Vaters, wo die Polizei bald nachschaut. Sie sitzt in einem kleinen Verlies unter einer Garage, das nur über eine Leiter zu erreichen ist. Das Versteck gehört zu einem Haus im niederösterreichschen Strasshof. Wolfgang P. hat es Natascha eingerichtet. Mehr als acht Jahre wird sie hier leben, bis zu ihrem 18. Lebensjahr: eine verlorene Kindheit und Jugend im Keller.
Anfangs hat Natascha keinen Kontakt zur Außenwelt. Dann erhält sie ein Radio, Zeitungen, die Erlaubnis, ins Badezimmer des Entführers zu gehen. Später darf sie Wolfgang P. beim Einkauf begleiten. Sie bleibt bei ihm, bis der Freiheitsdrang überwiegt. Im Sommer 2007 rettet sich Natascha mit einem Sprint in den Garten einer Nachbarin. Ihr Entführer habe ihr Leid getan, wird sie später auf die Frage sagen, warum sie nicht früher geflohen sei. Wolfgang P. kann die Polizei nicht mehr befragen. Er nimmt sich nach Nataschas Flucht das Leben.
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