Im Jahr 1683 sucht ein junger Franzose sein Glück in der Neuen Welt. In Neu-Frankreich, dem heutigen Kanada, schließt sich der 25-Jährige Freibeutern an, die im Auftrag König Ludwigs XIV. Schiffe der feindlichen Engländer kapern. Schnell macht sich der junge, geschäftstüchtige Seeräuber einen Namen. Als er 1687 die 17-jährige Nichte seines Kapitäns zur Frau bekommt, unterzeichnet er die Eheurkunde mit einem eindrucksvollen Titel: "Antoine de la Mothe, Sieur de Cadillac, Sohn von Jean de la Mothe, Ratsherr im Parlament von Toulouse". Das klingt nobel, ist aber frei erfunden. Eigentlich heißt der Bräutigam Antoine Laumet, geboren am 5. März 1658 im Süden Frankreichs als Sohn einfacher Bauern. Das "Dictionary of Canadian Biography" nennt ihn später schlicht "einen der übelsten Halunken, die jemals ihren Fuß auf den Boden von Neu-Frankreich setzten".
Frankreich und Großbritannien liegen damals im Krieg um die Vorherrschaft in Nordamerika. Während die Briten mit Einwanderern die Besiedelung vorantreiben, sind die Franzosen vor allem am äußerst lukrativen Handel mit Biberfellen interessiert. Antoine de Cadillac, inzwischen zum Armeehauptmann avanciert, erkämpft sich eine Schlüsselposition im Pelzhandel und häuft mit skrupellosen Methoden in kürzester Zeit ein Vermögen an. Um sich die Kontrolle über den Handel auf dem St.-Lorenz-Strom und den Großen Seen zu sichern, überzeugt der profitgierige Offizier den Hof in Versailles von einem kühnen Plan. Am strategisch günstigsten Punkt zwischen dem Erie-See und dem St.-Claire-See, mitten im unerforschten Neu-Frankreich, gründet Cadillac 1701 ein neues Fort. Zu Ehren seines Marineministers tauft er es auf den Namen Fort Pontchartrain d'Etroit. D'Etroit bedeutet soviel wie Flussenge. Im Englischen wird daraus Detroit.
Unter Cadillacs Führung entwickelt sich Fort Pontchartrain d'Etroit zu einem miserabel verwalteten, korrupten Nest, das im Wesentlichen der Profitgier seines Kommandanten dient. Die Vernachlässigung der militärischen Aufgaben führt zu einem Indianeraufstand und schließlich der Abberufung des Sieur de Cadillac. 1710 wird er auf den Posten eines Gouverneurs in die Einöde Louisianas verbannt. Im sumpfigen Süden hält es ihn nur drei Jahre, dann kehrt er mit seinem erbeuteten Reichtum nach Frankreich zurück und erwirbt in der Nähe von Toulouse ein stattliches Anwesen. Dort stirbt Antoine de la Mothe Sieur de Cadillac 1730 im Alter von 72 Jahren. Dafür, dass der Name des falschen Adligen unvergessen bleibt, sorgt später der Automobil-Produzent Henry M. Leland. Als er in der jungen Auto-Metropole Detroit nach einem Namen für sein erstes Luxusmodell sucht, kommt ihm der Gründer der Stadt in den Sinn. Seither läuft in Detroit der Cadillac vom Band.
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