1896 endet die Funkstille: Der italienische Physiker Guglielmo Marconi erhält in England das Patent für den ersten Funktelegraphen der Welt. Nach fast 60 Jahren können nun Nachrichten nicht nur per Telegraphenleitung, sondern auch drahtlos übermittelt werden. Marconi gründet in London die "Wireless Telegraph an Signal Company" und wird zum beinahe konkurrenzlosen Marktführer für Funktelegraphie. Seine Erfindung ermöglicht später die Entwicklung des Radios, des Fernsehens und des Mobilfunks.
Marconis Monopolstellung bekommt der Legende nach auch Kaiser Wilhelm II. auf einer Seereise zu spüren: "Als der Monarch sich beim Verlassen des deutschen Fahrwassers über die von Marconi-Angestellten betriebene Station Borkum ein Telegramm befördern lassen wollte, verweigerte der Marconi-Telegraphist entsprechend seiner Dienstanweisung glattweg die Annahme", erzählt der deutsche Radiopionier Hans Bredow, der 1959 verstorben ist. Das deutsche Staatsoberhaupt fordert ihm zufolge: "Diesem geradezu unglaublichen Zustand ist sofort ein Ende zu bereiten."
Ob sich die Geschichte tatsächlich so zugetragen hat, ist fraglich. Welcher Telegraphist hätte ausgerechnet dem Kaiser ein Telegramm verwehrt. Zudem untersteht auch Marconis Telegraphenstation auf Borkum der deutschen Fernmeldehoheit, die seit 1871 in der Reichsverfassung festgeschrieben ist.
Klar ist allerdings, dass das Deutsche Reich die Kontrolle auch über die kabellose Übertragung haben und nicht zuletzt Geld damit verdienen will. Wer funkt, braucht Frequenzen. Und der Staat will bestimmen, wer funken darf und zu welchem Preis. Deshalb wird schließlich das Hoheitsrecht von der Kabeltelegraphie auch auf die drahtlose Nachrichtenübermittlung ausgedehnt. Am 7. März 1908 wird die Funknovelle zum Telegraphengesetz verkündet: "Elektrische Telegraphenanlagen, welche ohne metallische Leitungen Nachrichten übermitteln, dürfen nur mit Genehmigung des Reiches errichtet oder betrieben werden."
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