Thema: Stichtage
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8. April 2008, 21:42   #87
Jules
 
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27. März 1998: Die Potenzpille Viagra kommt auf den Markt

Erstaunlich, aber wahr: Selbst Schnittblumen stehen länger, wenn Sildenafil im Wasser ist. Sildenafil heißt ganz neutral jener Arzneiwirkstoff, der unter dem Markennamen "Viagra" Sex-Geschichte geschrieben hat. Viagra, so dachte sich der US-Pharmariese Pfizer, steht für "vigor" (lat. für Stärke) und für "Niagara" - bildlich gesehen. Schon Monate vor ihrer Markteinführung am 27. März 1998 löst die blaue, diamantförmige Tablette weltweit erregte Debatten aus. "Revolution des Sexlebens" oder "Erotikkiller"? Männer, die unter Erektiler Dysfunktion, also Erektionsschwäche leiden, lässt diese Frage kalt. Denn Viagra ist das erste Potenzmittel der Welt, das hält, was es ihnen verspricht: Hilfe für das schwache Gemächt.

Entdeckt wird die segensreiche Wirkung des Wirkstoffs Sildenafil 1993. In England erproben Wissenschaftler des Pfizer-Forschungszentrums ein neues Medikament, das Durchblutungsstörungen im Herz beheben soll. Doch die männlichen Testpersonen schwärmen nach Einnahme des Mittels vor allem von besonders guten Erektionen. Ein überraschender Nebeneffekt, der sich für Pfizer zum pharmazeutischen Mega-Glücksfall entwickelt. In kürzester Zeit rollt die Viagra-Welle um die ganze Erde und gibt potenzschwachen Männern die Hoffnung auf ein befriedigendes Sexualleben zurück. Allerdings, so dämpft Pfizer zu hohe Erwartungen, sei Viagra "keinesfalls geeignet, aus einem beschwerdefreien Familienvater oder Single einen erotischen Supermacho zu machen". Das "blaue Wunder" ist kein Aphrodisiakum. Viagra wirkt, weil es den Blutzufluss im Penis unterstützt. Es ersetzt also, wie Urologen ihren Patienten immer wieder erklären müssen, nicht die sexuelle Stimulation.

Obwohl deutsche Krankenversicherungen eine Kostenübernahme des verschreibungspflichtigen Medikaments in der Regel ablehnen, sind Viagra und die inzwischen erhältlichen Konkurrenzprodukte Levitra (Bayer) und Cialis (Lilly) aber weit mehr als nur Lifestyle-Drogen. Viele der rund sechs Millionen Männer, denen hierzulande die Angst vor Impotenz die Lebensfreude trübt, leiden unter mangelndem Selbstwertgefühl; Depressionen sind die häufige Folge. Auch Potenzprobleme in Folge von Prostataerkrankungen, Bluthochdruck oder Arterienverkalkung sind dank Viagra und Co. zuverlässig behandelbar. Allerdings, so warnen Mediziner, ist nicht jeder Mann, der hin und wieder unter Erektionsstörungen leidet, als behandlungsbedürftig einzustufen. So war es wohl auch einem Rentner in Dinslaken ergangen. Mit vorgehaltener Pistole stürmte der rezeptlose Senior in eine Apotheke. Zur Überraschung der Angestellten verlangte er aber nicht die Tageseinnahmen, sondern eine Großpackung Viagra.

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