... so kommen wir nicht weiter. Denn das früher mal weltweit angesehene Magazin ist keine "Fliege", und Augstein starb auch nicht schon "1965". Du outest Dich hier gerade als "Focus"-Leser, der das Original aus Hamburg höchstens mal in der Hand hatte, wenn ein trotteliger Kioskbesitzer aus Versehen zum falschen Stapel griff. Macht aber nichts, denn dafür gibt es andere Bereiche, in denen Du Dich wieder besser als ich auskennst ;-)
Im Ernst: Wer argumentiert
"Das ist nichts Neues, sondern war schon immer so", der muß von einem ganz anderen Blatt sprechen und unterstellt gleichzeitig, daß ich wohl der Einzige sei, der hinsichtlich der Qualität nachteilige, tief einschneidende Veränderungen beim "Spiegel" beklagt. Das ist einfach nur grotesk und beweist, daß Du offenbar nicht mal den Streit zwischen Stefan Aust und Franziska Augstein mitbekommen hast, die bereits Ende 2005 mit drastischen Worten kritisierte, daß unter ihm das Prestige-Projekt ihres Vaters zu einem austauschbaren "geschwätzigen" Blatt verkommen sei:
Zitat:
Franziska Augstein, Tochter von «Spiegel»-Gründer Rudolf Augstein, hat den Chefredakteur des Nachrichtenmagazins, Stefan Aust, scharf kritisiert. Unter seinem Einfluss habe der «Spiegel» seinen Platz als Leitmedium des deutschen Journalismus verloren, sagte die Redakteurin der «Süddeutschen Zeitung» am Donnerstag bei der «Berliner Zeitungskonferenz».
«Der Akzent auf Wirtschaftsthemen, die Vernachlässigung politischer Entwicklungen und Probleme zugunsten der Personalisierung, die Verlagerung auf die so genannten weichen Themen: All dies kennzeichnet heutzutage den 'Spiegel' und hat das Magazin zu einem geschwätzigen Blatt unter anderen gemacht. Der Fisch stinkt vom Kopf.», so Augstein.
Dies habe Auswirkungen auch auf andere Blätter. Wenn der «Spiegel» seine Standards freiwillig aufgebe, «haben andere Zeitungen und Magazine keinen Grund, sich mehr um Ernsthaftigkeit, Ausführlichkeit und Problemdurchdringung zu bemühen. Der Aufwand an Zeit und Geld lohnt sich nicht: Die Konkurrenz ist ja weggefallen.» (nz)
Augstein kritisiert den «Spiegel» als «geschwätzig»
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Und dann erwähnst Du auch diesmal wieder Hans Magnus Enzensberger, für dessen dümmlich-gefährlichen Kriegstreiber-Aufsatz ("Saddam = Hitler") sich Augstein nach dem vorletzten Irak-Krieg Anfang der Neunziger schämte und sich gleichzeitig bei seiner Kollegin Marion Gräfin Dönhoff von der "Zeit" dafür entschuldigte, nicht ihrem Beispiel gefolgt zu sein, vor einem Krieg zu warnen, nachdem die von den USA schon damals im Irak begangenen Verbrechen bekannt geworden sind.
Träume ruhig weiter und versuche ausgerechnet mir beizubringen, daß sich der "Spiegel" unter Stefan Aust angeblich nicht verändert habe, sondern als Wahlkampf-Helfer für die CDU und Plattform für schreibende Clowns "schon immer so war". Genügend "Belege" für Deine sonderbare Behauptung hast Du ja schon vorgelegt ;-)
Gruß Ben