Domherr Félix Kir ist ein Unikum. Schon als Geistlicher liebt er Empfänge, bei denen er überschwängliche Reden halten kann. Besonders gern reicht er dabei schwarzen Johannisbeerlikör mit Weißwein, um seinen Zuhörern den Auftritt zu versüßen. Der Mix aus zwei Spezialitäten seiner Heimat Burgund wird später unter dem Namen Kir Royal - gern auch mit Champagner als Zutat - weltberühmt.
Kir wird 1876 in Alise-Sainte-Reine geboren. Ab 1891 besucht er das Priesterseminar. Seine ruppige Art, politische Positionen auch schon einmal mit einem Faustschlag zu bekräftigen, stellt er bereits um 1900 als Dorfpfarrer unter Beweis. 1931 wird er Domherr (Kanonikus). Im Zweiten Weltkrieg wettert er von der Kanzel gegen die deutschen Besatzer - nicht als Mitglied der Résistance, sondern mit einer eigenen, streng konservativen Stimme. Bei der Befreiung von 5.000 Kriegsgefangenen im Lager von Longvic soll er seine Finger im Spiel gehabt haben. Der pro-nationalsozialistischen Miliz ist Kir ein Dorn im Auge. Ein Anschlag, den der Kanonikus nur knapp überlebt, macht ihn zum Volkshelden. Nach dem Krieg wird der 69-jährige Kir zum Bürgermeister von Dijon und in die Nationalversammlung gewählt, wo er 23 Jahre lang für Wirbel sorgt.
Einmal lässt Kir einen Staudamm anlegen, stimmt als einziger im Stadtrat dafür und erklärt das Projekt daraufhin für angenommen. Andererseits ist er sich nicht zu schade, vor dem Rathaus den Verkehr zu regeln. In der Nationalversammlung steigt er mit Soutane ans Rednerpult, obwohl er längst kein Kirchenamt mehr ausübt. Legendär aber wird er als Namensgeber des Kir Royal. In Deutschland wird der Aperitif als High-Society-Getränk spätestens 1986 bekannt - durch Helmut Dietls gleichnamige Fernsehserie aus der Münchner Schickeria mit Franz Xaver Kroetz als Sensationsreporter Baby Schimmerlos. Félix Kir stirbt am 25. April 1968 in Dijon.
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