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4. May 2008, 11:08   #85
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von Ben-99
und genauso könntest Du behaupten, daß sich die Sonne um die Erde dreht oder daß die "Bahamas" am Nordpol liegen, wenn Du auch diesmal wieder felsenfest der Meinung bist, daß alle wichtigen Zeitungen dieser Welt angeblich keine Ahnung hätten, da nur Du und die "Antideutschen" allein die Weisheit mit Löffeln gegessen haben.
Es zeugt von ganz lausiger journalistischer Arbeit, wenn bei einem Thema, zu dem ja in der Tat zumindest in den Staaten stationierte Autoren es nicht fertigbringen, eigene Recherchen - hier reicht(e) wohl das Einschalten des TV-Geräts - anzustellen, sondern lieber allesamt von der NY Times abschreiben.

So geraten all die schönen Artikel nämlich zur Berichterstattung über Inhalte der Zeitung aus New York, berichten also nicht wirklich über Ereignisse, die freilich, schaut man sich an, mit welchen "Beweisbildchen" die NY Times ihre Thesen belegen will, natürlich nicht stattfanden.

Da sind, kaum zu glauben, doch tatsächlich die Dienstgrade der jeweils Interviewten in allen Bildschirmphotos zu sehen. Gut, die (Ex-)Militärs tragen keine Uniform, doch wie blöd muß man eigentlich sein, um von einem Dienstgrad eben nicht auf Beziehungen zum Pentagon schließen zu können?

Die NY Times und all die Abschreiber jedenfalls scheinen ihre Leser wohl für ziemlich dumm zu halten, wenn sie aus dem Offensichtlichen eine "Enthüllung" basteln. Die ganz banale Tatsache, daß sich hinter einem "General" oder einem "Maj. Gen." Militärs ja gerade nicht verbergen, reicht nicht für einen Skandal.

Die "Enthüllung" also ist so oder so keine, zumal mindestens die noch aktiven Militärs logischerweise auf der Payroll des Pentagon stehen - die kann man schlicht gar nicht mehr kaufen, weil sie für ihre Dienste ja ohnehin schon bezahlt werden, die sie, wiederum durchaus verständlich, positiv darstellen werden.

Das Pentagon seinerseits hat, wie die NY Times richtig bemerkt (und auch zu hoffen ist), die Kontrolle über die den Einsatz amerikanischer Streitkräfte betreffenden Informationen. Auch das allerdings ist kein Skandal, sondern schlichte Notwendigkeit, wenn militärische Operationen gelingen sollen.

Es wäre ja auch schlimm, könnte ein wie auch immer definierter Feind heute schon in der NY Times nachlesen, daß er am Mittwoch mit Hausbesuch rechnen muß. Mithin werden sich auch die Experten tunlichst hüten, allzu konkrete Angaben etwa zu The Surge zu machen, ein Erfolgsprojekt, wie selbst International Crisis Group (ICG) jüngst einräumte.

Und das, will mir scheinen, ist eine NGO, die die US-Außenpolitik - aber auch jene der israelischen Regierung - überaus kritisch begleitet. Es gibt denn wohl auch keinen Grund, von der ICG irgendwelche Rücksichtnahmen zu erwarten; und auch wenn der Verein noch einige Kritik übt, ist seine einigermaßen positive Lagebeurteilung kein schlechtes Zeichen.


Andererseits kann sich die Lage im Irak auch schnell wieder ändern, so daß die ICG ihre Ansichten wieder ändert. Doch das ist wohl kaum vorherzusagen, immerhin kam neulich ja auch die Einnahme Basras durch die irakische Armee recht überraschend. War das ein "richtiger" Sieg?

Oder hatte "nur" Moktada el Sadr ein Einsehen, daß es um seine Regierungsbeteiligung geschehen wäre, riefe er einen Aufstand aus? Oder wurde er gar, er ist eine Marionette Irans, gar aus Teheran zurückgepfiffen, das die USA immerhin mit in Verhandlungen über eine Stabilisierung der Lage eingebunden haben?

Darüber könnten nun Experten vermutlich in heftige Diskussionen ausbrechen und im Grunde gibt es wohl für alle drei Thesen den einen oder anderen Beleg. Doch das wären dann eben Wertungen, Fakt hingegen ist, daß die irakische Hoheit über Basra wiederhergestellt wurde.

Weiter oben, in Bagdad, meint nicht nur die ICG, ist das schon lange kein Problem mehr, "the U.S. military surge contributed to a significant reduction in violence" (ICG: Iraq after the Surge, 30.04.2008); und noch ein Stück weiter oben, in Kurdistan, setzt sich der wirtschaftliche Aufschwung ungebrochen fort.

Zugleich sinkt die "Beliebtheit" von al Kaida rapide, wenn diese Bande, die sich ja sowieso hauptsächlich aus nichtirakischen Banditen zusammensetzt, denn je im Irak willkommen war. "Previously marginalised Sunni tribes found in the U.S. a new patron and turned against al-Qaeda in Iraq." (ICG, ibid.)

Es gibt also sehr wohl den einen oder anderen Erfolg zu verzeichnen, selbst wenn man sich damit speziell im deutschsprachigen Raum unbeliebt macht. Die Deutschen gönnten der irakischen Bevölkerung ihre Befreiung vom Bath-Faschismus schon 1991/92 nicht, und daran hat sich, so scheint's, nichts geändert.

Aber glücklicherweise kümmern sich die Bürger Iraks nicht darum, was Old Europe ihnen gönnt oder nicht, sondern nehmen das Schicksal ihres Landes gegen alle Widerstände in die eigenen Hände, was - etwa in Ölfragen - bedeutet, daß Frankreich oder Rußland keinen Zugriff auf die irakischen Reserven bekommen.

MfG
tw_24