Die junge Lehrerin Etta Place erwacht. Durch die Fenster ihres Schlafzimmers kann sie einen Kopf sehen, der vorbei zu schweben scheint. Er gehört dem charmanten Bankräuber Butch Cassidy. Sein Partner Sundance Kid liegt neben Etta im Bett und schläft. Butch imitiert Tierstimmen und lockt Etta hinaus. Er führt ihr sein Fahrrad vor - eine Rarität im Wilden Westen. Etta setzt sich auf die Lenkstange und die die beiden fahren los in die Morgensonne. Dabei setzt die Musik ein: "Raindrops keep falling on my Head" ("Regentropfen fallen auf meinen Kopf"). Die Szene im Film "Butch Cassidy and the Sundance Kid" kommt 1969 in die Kinos. Ein Song mitten in einem Western ist ungewöhnlich, dazu noch der Gegensatz von Sonne und Regen. Die Idee dazu stammt vom amerikanischen Komponisten Burt Bacharach: "Ich habe mir die Szene immer wieder angesehen. Dann hatte ich die Melodie im Kopf und dachte, das könnte ein Song werden." Ein paar Monate später erhält Bacharach zwei Oscars - einen für den besten Filmsong und einen für die beste Filmmusik.
Der am 12. Mai 1928 in Kansas City geborene Burt Bacharach spielt als Kind Klavier, um seiner Mutter eine Freude zu machen. Sie hört oft klassische Musik, doch die meisten Stücke findet Burt zu traurig und zu pathetisch. Debussy und Ravel sind die Ausnahmen, die spielt er gern. Später entdeckt er Dizzy Gillespie, Thelonious Monk und Charlie Parker. Burt studiert in Kanada Musik und beginnt zu komponieren. Zu Beginn seiner Laufbahn schreibt er Songs wie am Fließband, manchmal vier am Tag. Sie haben jedoch noch nicht den speziellen Bacharach-Sound. Aber Bacharach macht sich einen Namen als musikalischer Leiter der Tourneen von Marlene Dietrich. Schließlich findet er seinen eigenen Stil. Seine Stücke klingen leicht, sind aber dennoch komplex. Sie leben von kleinen Akzentuierungen und Andeutungen, von plötzlichen Taktwechseln. Damit hat er Erfolg: drei Oscars, fünf Grammys und 66 Songs, die es in die US-Charts schaffen.
An Bacharachs Erfolg haben auch Textdichter Hal David und die Sängerin Dionne Warwick ihren Anteil. Mit den beiden arbeitet er jahrelang eng zusammen. In den 60er und 70er Jahren wird Bacharach zur Legende der Popmusik. Viele Sänger nehmen seine Songs auf. Ein Hit folgt dem nächsten, einige entstehen für Filme und Theaterstücke. Sein Musical "Promises! Promises!" nach Billy Wilders Film "Das Appartement" läuft drei Jahre am Broadway. Tom Jones singt den Titelsong in der Komödie "What's new, Pussycat?" Der Erfolg hat auch negative Seiten. Für seine Kollegen David und Warwick hat Bacharach immer weniger Zeit. Es kommt zum Bruch. Die drei prozessieren gegeneinander und arbeiten an Solokarrieren, bis sie sich Anfang der 80er Jahre wieder versöhnen. Der englische Musiker Elvis Costello wird zu einem weiteren Partner. 2005 überrascht Bacharach seine Fans mit einer neuen CD. Darin kritisiert er die Politik der USA nach den Anschlägen des 11. September 2001. Diesmal hat der damals 77-Jährige selbst die Texte selbst geschrieben: "Wer sind diese Leute, die uns andauernd Lügen erzählen?"
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