Thema: Stichtage
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13. June 2008, 07:52   #164
Jules
 
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12. Juni 1988: "Starlight Express" feiert Premiere in Bochum

Kurz vor dem Startschuss kommt beim Landesvater noch keine rechte Premierenstimmung auf. "Ich hätte mir lieber einen ruhigen Abend gemacht. Hoffentlich ist es nicht zu laut", seufzt Johannes Rau. Nur seiner jungen Frau Christina zuliebe ist der NRW-Ministerpräsident an diesem 12. Juni 1988 nach Bochum gekommen, um die Deutschland-Premiere des Musicals "Starlight Express" mitzuerleben. Doch nach zwei Stunden rasender Rollschuh-Action und lautstarken "Zugabe, Zugabe"-Rufen der 1.700 Premieren-Zuschauer prophezeit auch Frau Raus Ehemann der knalligen Love-Story Mensch gewordener Lokomotiven eine glänzende Zukunft: "Starlight ist für das Revier etwas Einmaliges. Ich bin sicher, dass die Bilanz fürs Ruhrgebiet am Ende positiv sein wird."

Rau weiß eben, was ankommt und behält Recht. Auch 20 Jahre nach der umjubelten Premiere ist ein Ende der rockigen Rollschuh-Show von Musical-Krösus Andrew Lloyd Webber in Bochum nicht in Sicht. Über 12 Millionen Zuschauer aus nah und fern haben die singenden Züge in der Starlight-Halle inzwischen bewundert. Viele Fans, wie etwa Englands Prinz Edward, kamen nicht nur ein Mal. Der Rekord von Andrea Rau (mit Johannes nicht verwandt, nicht verschwägert) dürfte allerdings uneinholbar sein. Über 700 Mal hat die Bochumerin inzwischen dem verzweifelten Kampf der Dampflok Rusty gegen den Diesel-Macho Greaseball beigewohnt.

Lautstarke Kritik hat es am Premieren-Abend allerdings auch gegeben. Mit Slogans wie "Starlight lebt - für uns ist der Zug abgefahren" machen etwa 50 Erwerbslose ihrem Unmut über die öffentliche Finanzierung der Glitter-Show Luft. 24,5 Millionen Mark haben das Land Nordrhein-Westfalen, die strukturschwache Stadt Bochum und private Geldgeber aufgebracht, um dem Musical-Spektakel eine eigene Halle zu errichten. In einem konventionellen Bau hätte die immense Bühne mit ihren Schienenwegen quer durch den Zuschauerraum keinen Platz gefunden. Auch Bochums Theater-Intendant Steckel lässt kein gutes Haar am potentiellen Konkurrenten und bleibt der "kommerziellen Verblödungsmaschine" demonstrativ fern. 20 Jahre und knapp 10.000 Vorstellungen später genießt "Starlight Express" in Deutschland einen Bekanntheitsgrad von über 90 Prozent.

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