Als Kind ist der Amerikaner Frank Epperson vergesslich. 1905 lässt der Elfjährige, der später als Limonadenhersteller Karriere macht, seine Brause samt Löffel an einem Winterabend bei Minusgraden auf der Veranda stehen. 18 Jahre später erinnert sich Epperson an seine kindliche Vergessenheit und erkennt in der Limo am Stiel eine sommerliche Geschäftsidee.
1923 lässt sich Epperson seine Brause am Stiel als "fortschrittliche Methode, gefrorene Süßware in attraktiver Form und angebrachter Weise verzehren zu können, ohne sie dabei durch Kontakt mit Hand, Teller, Gabel oder Sonstigem beschmutzen zu müssen", patentieren. Doch Epperson ist nicht der einzige, der ein handliches Eis erfindet. Im gleichen Jahr hat sein Landsmann Harry Burst die Idee zu einem am Stock gefrorenen Vanillebrocken samt Schokoüberzug. In Deutschland versüßt die Erfindung der beiden Amerikaner als "Steckerl-Eis" zunächst den Kindern die heißen Sommertage. Später finden auch die Erwachsenen am Freibad-Kiosk Gefallen daran. In den fünfziger Jahren, als in vielen Haushalten erste Kühltruhen stehen, wird das heimische Eis am Stiel zum flüchtigen Statussymbol der Wirtschaftswunderjahre. Zwischen 1977 und 1988 feiert eine gleichnamige Teeniekomödie aus Israel Eis in acht Kinofilmen am Stil als Inbegriff der (sexuellen) Befreiung.
Heute produzieren High-Tech-Maschinen bis zu 30.000 Eis am Stiel pro Tag. Stündlich werden so allein in Deutschland 15.000 Holz- und Plastiksteckerl in die Eismassen gerammt. Kein Wunder: Denn mit acht Litern Eis im Jahr isst Otto Normalverbraucher heute die zehnfache Menge Eis wie noch vor fünfzig Jahren.
Klick