Als in den Zeitungen die Nachrufe auf Willy Fritsch erscheinen, ist es schon lange still um ihn gewesen. Dabei hat er 45 Jahre lang vor der Kamera gestanden und rund 100 Filme gedreht, meist mit ihm in der männlichen Hauptrolle. In den 20er und 30er Jahren genießt Fritsch den Ruf als umschwärmtester Leinwandliebhaber Deutschlands. Einige der größten Erfolge der goldenen Ufa-Zeit sind mit seinem Namen verbunden. Ob in Uniform, Frack oder Blaumann, der schöne Willy macht immer eine gute Figur, versprüht in jeder Umgebung auf ansteckende Weise Charme und gute Laune. Keiner tanzt so wunderbar Walzer wie dieser Herzensbrecher mit dem gewinnenden Lachen. Und seine Lieder wie "Ich wollt, ich wär ein Huhn" werden zu Gassenhauern. Einen Sonnyboy wie Willy Fritsch hat das deutsche Kino nicht noch einmal hervorgebracht.
Das Sonntagskind der Babelsberger Traumfabrik wird am 27. Januar 1901 in Kattowitz als Sohn eines Maschinen-Fabrikanten geboren. Nach einer Pleite des Vaters übersiedelt die Familie nach Berlin, wo Willy eine Mechanikerlehre bei Siemens beginnt. Als der Regisseur Max Reinhardt Statisten sucht, bewirbt sich der 19-Jährige und wird angenommen. Doch die Bühne ist nicht sein Metier; im Scheinwerferlicht der Stummfilmateliers kommt er besser zu Geltung. Ufa-Produzent Erich Pommer nimmt Fritsch unter seine Fittiche und baut "diese elegante Mischung aus Gardeleutnant und Poussierstengel" zum größten Backfisch-Idol seiner Zeit auf. Die graue Wirklichkeit der Weltwirtschaftskrise übertüncht die Ufa mit einem neuen Film-Genre: der Tonfilm-Operette. Willy Fritsch ist dafür wie geschaffen. In der zuckersüßen Lilian Harvey findet der unbekümmerte Charmebolzen die perfekte Partnerin. Zwölf Filme drehen beide zusammen, darunter Kassenschlager und Evergreens wie "Die Drei von der Tankstelle" oder "Der Kongress tanzt".
Das Traumpaar hat auch privat eine kurze Affäre, doch 1937 heiratet Fritsch mit der Tänzerin Dinah Grace die Liebe seines Lebens. Aus Bequemlichkeit tritt der leichtlebige und völlig unpolitische Star in die NSDAP ein. Während des gesamten Dritten Reichs dreht Willy Fritsch Film auf Film und kassiert Höchstgagen. Sein letzter Ufa-Film "Junge Adler" bleibt aber sein einziger Propaganda-Streifen. In der Nachkriegszeit findet Fritsch schnell auf die Leinwand zurück, nun als graumelierter Herr, soignierter Mann von Welt und warmherziger väterlicher Freund. Mit noblem Charme und natürlicher Würde veredelt er selbst harmlose Heimatfilmchen. Ein einziges Mal nur steht Fritsch mit seinem ebenfalls schauspielenden Sohn Thomas gemeinsam vor der Kamera, 1963 in "Das hab ich von Papa gelernt". Als im gleichen Jahr seine Frau Dinah stirbt, zieht sich Willy Fritsch aus der Öffentlichkeit zurück und versinkt in Depressionen. Am 13. Juli 1973 stirbt er in einem Hamburger Krankenhaus an Herzversagen.
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