Der Vater, ein reicher serbischer Beamter, fördert seine begabte Tochter, wo er kann: Mileva Maric, 1875 in Ungarn geboren, besucht trotz häufiger Umzüge die besten Schulen. 1894 geht sie nach Zürich, weil die dortige Universität als einzige in Europa Frauen regulär zu Prüfungen zulässt. Maric studiert ein Semester Medizin, wechselt dann aber zu Mathematik und Physik. Sie ist die erst die fünfte Frau an der Hochschule und die einzige in ihrem Jahrgang. Sie bekommt Bestnoten, bis sie sich in einen drei Jahre jüngeren Kommilitonen verliebt: Albert Einstein.
Als sie von ihm eine uneheliche Tochter bekommt, bringt sie sie zur Familie nach Serbien. Ob Lieserl zur Adoption frei gegeben wurde oder bei den Großeltern an einer Infektion starb, ist bis heute nicht geklärt. Maric fällt danach durch die Diplomprüfung, die auch Albert Einstein nur mit mäßigen Noten besteht. Ihre schon begonnene Doktorarbeit gibt sie auf und hält dafür ihm den Rücken für die Karriere frei. Sie versorgt den Haushalt, die beiden Söhne Albert und Eduard, die 1904 und 1910 geboren werden. Und sie rechnet abends nach, was ihr Mann zu Papier bringt. Das jedenfalls berichtet später ein Student, der bei den Einsteins zur Miete wohnt.
Wie groß Mileva Maric' Anteil an den bahnbrechenden frühen Arbeiten ihres Mannes genau ist, bleibt bis heute umstritten. Der Briefwechsel zwischen beiden, der erst nach 1990 veröffentlicht wird, belegt jedenfalls eine Zusammenarbeit. "Wie stolz und glücklich werde ich sein, wenn wir beide zusammen unsere Arbeit über die Relativbewegung siegreich zu Ende geführt haben", schreibt Albert Einstein einmal. Seine bahnbrechenden drei Aufsätze von 1905 sollen einem Zeugen zufolge sogar mit "Einstein-Maric" unterzeichnet gewesen sein. Aber die Originale sind verschollen.
Die 1903 geschlossene Ehe zerbricht sechzehn Jahre später an Einsteins zahlreichen Affären und schließlich an der Beziehung zu seiner Cousine Elsa Löwenthal. Bei der Scheidung lässt sich Maric die Nobelpreis-Summe zusichern, obwohl Einstein den Preis erst zwei Jahre später erhält. Allein mit den Söhnen in Zürich, legt sie das Geld in Immobilien an. Aber als Eduard geisteskrank, wahrscheinlich schizophren wird, verschlingt seine Behandlung die Rücklagen. Maric schlägt sich mit Klavier- und Mathematikstunden durch. Einstein geht später in die USA und wird ein erfolgreicher Ingenieur. Milvea Maric pflegt ihren Sohn Eduard, verarmt und vereinsamt. Sie stirbt am 4. August 1948 in Zürich. Als Albert Einstein von ihrem Tod erfährt, sagt er: "Nur ein für andere gelebtes Leben ist lebenswert." Eduard Einstein, um den sich sein Vater nie kümmert, lebt noch bis 1965 in einer Pflegeanstalt.
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