Teil #4
Die Zeichen der Zeit
Wenn eine Kultur erst einmal so weit ist, kollektiv den Löffel abzugeben und eins zu werden mit der schorfig verstaubten Erdkruste, so sollte sie beizeiten daran denken, für die Nachwelt einen kleinen Musterkoffer bedeutsamer Relikte zu packen und in einem Schließfach der Geschichte zu deponieren, auf dass die folgenden Generationen zumindest eine letzte Erinnerung an die Kaputten von anno dazumal überliefert bekommen. Die ägypter beispielsweise waren so nett, uns ein paar vermoderte alte Rochen im haltbaren Wadenwickel in ihre dreieckigen Besenkammern zu stellen, die Pioniere des frühen amerikanischen Westens hinterließen uns tolle Filme mit John Wayne, und sogar die ersten Prototypen des Homo sapiens vergaßen nicht, uns rechtzeitig vor ihrem Entschluss, doch besser aktiv an der Evolution teilzunehmen, noch ein paar unverständliche Ferkeleien an die Höhlenwände zu schmieren. Seit mir diese Bedachtsamkeit unserer Vorfahren bewusst ist, frage ich mich stets, was in der Zukunft wohl aus unserer Epoche übrig bleibt. Was wäre beispielsweise, wenn die rot-grünen Regierungs-Azubis durch eine weitere Erhöhung der Heizölsteuer eine neue Eiszeit provozieren und wir schon übermorgen alle in einem riesigen Eisblock wieder aufwachen? Ist ja durchaus möglich. Und stellen Sie sich vor, in ein paar Millenniumsen ... oder sogar Jahrtausenden ... werden wir von einer Horde etymologisch interessierter Aliens bei ihrem Vatertagsausflug durch die Galaxis entdeckt und ausgebuddelt. Werden sie die Größe des menschlichen Geistes erahnen, wenn sie die manuelle Salatschleuder und das elektrische Waffeleisen aufgetaut haben? Was wird ihnen die Analyse der Kräutermischung von Mama Miracoli über unsere Zivilisation erzählen können? Werden sie versuchen, anhand von Bild- und Videomaterial das sozialpsychologische Phänomen "Verona Feldbusch" zu ergründen, oder werden sie sich nur gemeinsam einen orgeln, bis die Nudel "blubb" macht? Welche Legenden werden sie ersinnen, um zu erklären, warum sich die Humanoiden häufig dadaistische Hütchen für ihr Toilettenpapier häkelten, um die Götter der Diarrhöe zu besänftigen? Könnte es so weit kommen, dass sie Rituale aus unserer Kultur übernehmen und sich in das Heckfenster ihres Raumschiffes einen Wackelkopf-Dackel stellen? Werden sie den Original-Warhol in ihr Museum hängen oder sich doch lieber eine Scheibe Mortadella mit dem ulkigen Clownsgesicht einrahmen? Und könnte es uns mit ein wenig Nachdenken heute vielleicht sogar noch gelingen, später nicht als komplett Schwachsinnige dazustehen?
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