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27. November 2001, 14:53   #4
Marie
 
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Registriert seit: April 2001
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Da dieses Thema mich ganz stark betrifft,möchte ich einiges dazu schreiben.
Ich bitte nachfolgene Personen darum,das als ernste Sache zu betrachten und Späße außen vor zu lassen.


Es gibt "Ritzer", die ein bisschen auf der Haut ritzen, weil sie es spannend finden, wenn Blut fließt.
Aber es gibt eben auch Mädchen und Frauen die das Verletzen benutzen, um ihre innerseelische Situation zu steuern.
Dazu habe ich mich gezählt.
Imho "schläft" bei mir das Ritzen.
Ich hab mit viel Kraft und chopper seiner Nähe,Geduld,Zuneigung und Ausdauer,da selber wieder rausgefunden.

Selbstverletzendes Verhalten wird eine Art Sucht.
Man macht es immer und immer wieder, um die innere Leere auszugleichen oder um eine starke Aggression abzubauen,die sich durch viele Probs aufgebaut hat.
Wenn man merkt ich brauche das, ich kann ohne das nicht mehr leben dann wird es gefährlich.

Selbstverletzendes Verhalten hat es schon immer gegeben aber es nimmt zu.
Keiner weiß so genau warum und warum meist nur Mädchen und Frauen betroffen sind

Jungen und Männer lassen die Prob nicht so nach innen, sondern tragen sie eher nach außen aus.

Da ist immer mehr Druck, und da ein Überdruckventil, das ist das Schneiden.
Bevor man völlig explodiert oder sich umbringt, schneidet man sich.
Es ist in dem Moment das einzige Mittel, um die innere Spannung auszuhalten.
Selbsthass und das Problem, die eigenen Gefühle und den eigenen Körper nicht spüren zu können,läßt uns so handeln.
Man fühlt sich wie betäubt,wie in Trance.

Viele denkenjetzt bestimmt,das tut doch weh!

Der Schmerz ist nicht relevant.
Wenn man sich ritzt, steht man unter einer so ungeheuren seelischen Spannung, dass man den Schmerz kaum spürt
Meist kommt die Entspannung wenn das Blut fließt.
Statt der Tränen, die man vielleicht nicht mehr weinen kann.
Das Dumme ist, dass dabei echte Wunden entstehen und Narben, die nie wieder weggehen.
Aber darüber denkt man nicht nach.

Bei fast allen die sich selbst verletzten,haben sich die Probleme aufgestaut.
Sie resignieren irgendwann,werden leer und fühlen sich nicht mehr.
Da ist etwas,was sich im laufe der Zeit angesammelt hat und das man in der Kürze der Zeit nicht bearbeiten und bewältigen kann.
Man steckt das dann erst einmal weg.
Man "vergisst" es, und es ist scheinbar gar nicht mehr da.
Aber es ist trotzdem noch im Gedächtnis an einer entfernten Stelle gespeichert und entfaltet da eine ungute Wirkung ,wie eine Eiterbeule, die scheinbar abgekapselt ist, aber den Körper krankmacht.
Deswegen kann es bei mir jeder Zeit wieder ausbrechen,wenn ich die seelische Anspannung nicht mehr ertrage.

Den meisten fällt es schwer, jemals wieder richtig glücklich und offen zu sein.
Sie werden oft vorsichtig, zurückgezogen und schweigsam.
So wie das bei mir jetzt ist.
Ich habe an mir bemerkt,das ich immer weniger zu sagen habe,obwohl ich sooo viel erzählen möchte.
Auch ist das Vertrauen,immer geringer geworden und dafür das Mißtrauen immer größer.
Lieber zurückziehen,damit man mich nicht noch mehr verletzen kann.

Man sollte,sich aber nicht zurückziehen, nicht schweigen und nicht denken, ich muss jetzt meine Probleme vergessen,oder selber bewältigen,das geht manchmal nicht mehr,man braucht Jemanden der hilft
Es wird besser,wenn man redet.
Es lohnt sich, weil man sich danach besser fühlt.
Aber manchmal ist man wie zugeschnürrt,man möchte reden,aber es geht nicht.
Da heißt es am Ball bleiben und immer wieder den Versuch starten,etwas zu entlocken


Je eher man mit der Therapie anfängt, desto größer ist die Chance, die Sache in den Griff zu bekommen.

In ganz seltenen Fällen kommt man allein da wieder heraus.
So wie bei mir.
Ich schneide mich zwar nicht mehr,habe aber alle anderen Symtome beibehalten.
Diese Krankheit ist wie Alkoholismus,Bulemie,Magersucht und Drogenabhängigkeit,
sie kann zu jeder Zeit wieder ausbrechen.

Aber das muss man natürlich für sich entscheiden,ob man Hilfe will.
Ob man den Leidensdruck, die innere Spannung ein Leben lang weiter mit sich herumtragen möchte, weil man Angst vor der Reaktion der Anderen hat,oder ob man eine Therapie machen will, die Probleme angeht und offen darüber redet.
Helfen kann die Psychotherapie ohnehin nur Menschen, die sich wirklich helfen lassen wolle.


Es ist nicht leicht sich zu endscheiden,was man tun möchte.
Ich hab mich endschlossen es allein zu versuchen.
Und hab es halbwegs geschafft.
So wie ich es auch mit meiner Bulemie geschafft habe.
Doch eins ist mir klar,beim nächsten großen Rums,kann alles wieder hinfällig sein,wenn meine Seele nicht gefestigt ist.

Deswegen apelliere ich an euch.
Redet miteinander,lasst Probleme nicht anscheinend zu einem unüberwälltigten Haufen werden.
Geht auf euren Partner ein und steckt für ihn auch mal zurück.

Hätte ich mich viel viel eher von meinem Noch-Mann getrennt und die Scheidung eingereicht,wär das berühmte Fass auch nicht übergelaufen und ich hätte mich eher fangen können.

Eigendlich hab ich ja mit mir gekämpft,ob ich das öffendlich machen soll,denn es gibt ja immer wieder Leute........
naja lassen wir das.

Aber ich möchte das ihr was daraus lernt.
Das Leben ist zu kostbar um es wegzuwerfen,denn man hat nur das Eine.


Bedanken möchte ich mich noch bei chopper,wenn er nicht wäre,dann müßtet ihr mich hier nicht ertragen.
Er half/hilft mir mit seiner Geduld,er war/ist für mich da und ich hoffe das ich ihm das zurückgeben kann,was er mir gibt.
Nämlich das was ein Mensch zum Leben braucht.
Zuneigung,Verständnis und Geborgenheit.