Einzelnen Beitrag anzeigen
8. January 2002, 13:13   #4
Chopper
 
Benutzerbild von Chopper
 
Registriert seit: June 2001
Beiträge: 631
Moin!


Ich glaube kaum, daß man verallgemeinern kann, was in solch einem Gehirn vor sich geht.

Sicherlich gibt es da unterschiedliche "Beweggründe", die zu einer solchen Tat führen.

Natürlich gibt es keinerlei Rechtfertigung für so etwas, aber man könnte jetzt ein wenig Ursachenforschung betreiben.

Soweit ich es dem Bericht entnehmen kann, handelt es sich um eine alleinerziehende "Mutter", die im Alter von 19 Jahren einen Sohn zur Welt brachte.

Wie ich dem Bericht weiterhin entnehme, scheint der Kontakt zu ihrem Umfeld und ihrer Familie auch nicht gerade sehr ausgeprägt gewesen zu sein.

Zu dieser Schlußfolgerung gelange ich deswegen, weil offensichtlich niemand nach dem Verbleib des Kindes gefragt hat.

Oder aber sie hat es verstanden, die Nachfragenden gekonnt zu täuschen, was ich aber zu bezweifeln wage.

Mir stellt sich bloß die Frage, wo sie zwischenzeitlich untergekommen ist.

Meines Erachtens kann es nur bei jemandem gewesen sein, der ihre Familie oder ihr Umfeld nicht, bzw. nur flüchtig kannte.

Zu dieser Vermutung komme ich deshalb, weil sie sonst mit einer Ausrede der Art "Mein Sohn ist bei meinen Eltern" etc. wohl nicht durchgekommen wäre.

Möglicherweise hielt sie sich bei dem Kindesvater auf, der das Kind ja allem Anschein nach nicht wollte.

Ok, das sind jetzt massenhaft Spekulationen, aber durchaus nachvollziehbar und denkbar.

Die "Mutter" hat die Trennung vom Kindesvater nicht verwunden und ist ihm dermaßen hörig (von ihm abhängig), daß sie lieber ihr Kind als den "tollen Mann" aufgeben will.

Das ist zwar für uns unverständlich, dem Kind gegenüber grausam und was weiß ich noch alles, aber nicht unrealistisch.


Dazu sollte ich vielleicht noch ein wenig aus meinem Erfahrungsschatz mit einer meiner Schwestern sprechen, um es zu verdeutlichen.

Sie bekam von ihrem damaligen Freund ein Kind.

Dieser besagte Freund trank und nahm Drogen.
Im entsprechenden Delirium kam es immer wieder zum Streit zwischen ihm und meiner Schwester, der für meine Schwester
meist mit körperlichen Repressalien einherging.

Trotzdem schaffte sie es nicht, sich von ihm zu trennen, weil sie ihn noch liebte.

Erst als sie mich mitten in der Nacht anrief und heulend um meine Hilfe bat, schritt ich ein und mußte mich mit dem Depp in ihrer Wohnung prügeln, weil er sie (die Wohnung) nicht freiwillig verlassen wollte.

Eine anwesende Freundin meiner Schwester hatte zwischenzeitlich die Polizei verständigt, bei der ich Anzeige wegen Körperverletzung erstattete.

Meine Schwester wies ich mit Nachdruck darauf hin, ebenfalls gegen ihren Freund Anzeige zu erstatten und ihm endlich den Laufpass zu geben, ansonsten solle sie mich nie wieder um Hilfe bitten.

Es fiel ihr offensichtlich noch immer nicht leicht, diesen Weg zu beschreiten, aber ich ließ nicht locker und setzte meinen Willen letztendlich durch.

Heutzutage ist sie mir dankbar dafür, weil sie es aus eigenem Antrieb nie geschafft hätte.


Um es nochmal klarzustellen:
ich kann das Verhalten der 21 Jahre alten "Mutter" nicht gutheißen, aber wer weiß schon genau, welche "Gründe" sie letztendlich zu ihrem Tun getrieben haben.

Meines Erachtens hätte zumindest ihr näheres Umfeld (Familie etc.) die offensichtlichen (und vor allem seelischen) Probleme erkennen können/müssen und entsprechend handeln.


Haltet mich jetzt bitte nicht für pietätlos:

Jeder Tod eines Menschen ist nicht wünschenswert.
Aber wie würde die Sache von uns betrachtet werden, wenn die "Mutter" statt dem Kind sich selbst etwas angetan hätte und verstorben wäre?

Auch Selbstmorde könnten vermieden werden, wenn die Menschen sich eben nicht nur egoistisch verhalten würden und sich mehr Zeit für ihre Mitmenschen nähmen.

Natürlich will und kann ich nicht die alleinige Schuld der Gesellschaft geben, aber man sollte sich auch mal um diesen Gesichtspunkt verstärkt Gedanken machen.


Sorry, daß es so lang wurde.