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30. January 2002, 10:41   #1
Marie
 
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Gewalt " Das glaubt dir doch kein Schwein"

Dies habe ich heute beim Surfen gefunden.Was meint ihr dazu.
Ich finde das erschreckend.



Männer als Opfer weiblicher Gewalt.


Das gibt es öfter als man(n) sich vorstellen mag. Im Trierer Büro Talisman können sich Männer, die Gewalt am eigenen Leib erfahren haben, über ihre Erlebnisse austauschen.

Werner Groß (Name von der Redaktion geändert) wurde jahrelang in seiner Ehe misshandelt. "Anfangs hat sie versucht, mich zu überfahren", erzählt er. Seine Frau zog ihn an den Haaren oder schlug ihm auch manchmal eine Flasche auf den Kopf.

Doch wenn Werner Groß heute auf seine Ehe zurückblickt, erinnert er sich nicht nur an die körperliche Gewalt, mit der ihn seine Frau verletzt hat. Auch der aggressive Ton, die Lügen und die ständigen Beleidigungen haben ihn sehr verletzt. "Zur Eskalation kam es schließlich, als sie mit einem großen Fleischermesser auf mich losgehen wollte", erzählt Werner Groß.

Doch auch diese brutale Attacke hatte den Mann nicht dazu veranlasst, sich von seiner Frau zu trennen oder sich gegen sie zu wehren. Nur ein einziges Mal hat sich Groß gegen seine Ehefrau gewehrt. "Doch irgendwann war das Maß voll. Da hat dann eine einzige Ohrfeige von ihr gereicht, um mir die Augen zu öffnen und mich von ihr zu trennen", erklärt Groß.

Seit zwei Jahren ist er mittlerweile von seiner Frau geschieden. Heute versucht er zu analysieren, warum er das alles hat mit sich machen lassen. Er ist davon überzeugt, er sei von klein auf darauf gedrillt worden, Opfer zu sein.

Helmut Wilde, Psychologe und Gründungsmitglied des Männerbüros, versteht dies folgendermaßen: "Söhne suchen bei ihren Müttern Wärme, Geborgenheit und vor allem Bestätigung. Später erwarten sie von ihren Ehefrauen Anerkennung für ihre Leistungen."

Als Werner Groß seiner Frau mitteilte, dass er seine Geschichte nicht länger für sich behalten möchte, bekam er zur Antwort: "Das glaubt dir doch kein Schwein. Du bist doch größer und schwerer als ich." Im Männerbüro Talisman hat Werner Groß jedoch Männer kennen gelernt, die Ähnliches durchgemacht haben. "Von zehn Männern haben bei uns drei bis vier Gewalt erfahren", erzählt Helmut Wilde.

"Ich bin stolz auf jeden Mann, der über seine schrecklichen Erlebnisse spricht, Gefühle zeigt und nicht immer nur versucht, stark zu sein", erklärt Wilde. "Wenn man nicht über das Geschehene reden kann, verliert das Ganze an Glaubwürdigkeit", weiß Werner Groß aus eigener Erfahrung zu berichten. Erst nachdem sich die betroffenen Männer alles von der Seele geredet haben, können sie Abschied von ihrer Opferrolle nehmen, erklärt der Psychologe.

Werner Groß weiß, dass seine Ehefrau während ihrer Kindheit selbst Opfer von Gewalt war. Helmut Wilde erklärt, dass es häufig zu einer Opfer-Täter-Verschiebung komme und frühere Opfer selbst zu Tätern würden.

Ein großes Anliegen des Trierer Männerbüros ist, das Thema "weibliche Gewalt gegen Männer" aus der Ecke der Fiktion und Lächerlichkeit zu rücken. Gewalt gegen Frauen sei ein allgegenwärtiges Thema. Doch dass Frauen gegen ihre Männer Gewalt ausüben, sei in der Öffentlichkeit fast völlig unbekannt.

Kontakt: Selbsthilfegruppe im Männerbüro Trier, Thebäerstraße 7, 54292 Trier