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6. February 2002, 10:24   #4
Eyewitness
 
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Nun, es ist schön zu sehen, daß es auch noch Opfer der Propaganda gibt. Nur zur Warnung vorweg, es sollte wohl klar sein, daß mein erstes Posting reine Satire war.

Aber nun zu Deinem Posting, Dr. Best:

Weder Iran noch Nordkorea sind des Terrorismus verdächtig gemacht worden, noch gibt es irgendwelche Hinweise dafür, daß diese Länder den Terrorismus unterstützen. Es gibt keine völkerrechtlichen Begründungen, noch rationale Gründe, diese beiden Länder anzugreifen. Es wäre ein rein kriegerischer, unprovozierter Akt der USA.

Hussein auszuschalten ist, naja, sagen wir mal, sicherheitspolitisch gesehen, kurzsichtig und äußerst naiv. Natürlich ist er nicht gerade ein umgänglicher Zeitgenosse und man muß ihn ständig im Auge behalten, aber andererseits, wen oder was bitte schön soll man denn im Irak installieren? Wenn es keine Alternative gibt, muß man sich mit dem zufrieden geben, was man erreichen kann.
Denn was bitte schön würde erreicht, wenn man Saddam Hussein absetzt? Man darf nicht vergessen, daß der Irak ein zutiefst instabiles politisches Gebilde ist, das bisher nur durch starke Führungsmänner stabilisiert werden konnte. Und auch wenn das hier nur wenige Menschen verstehen. Die derzeitige Form des Irak ist ein Garant für den Frieden.

Warum?
Ganz einfach. Der Irak ist ein Völkergemisch/Glaubensgemisch. Im Norden leben die Kurden, im Süden die Sunniten und dazwischen die Nomadenstämme. Diese divergierenden Kräfte werden durch eine starke Führung zusammengepreßt. Fällt diese Führung weg, fällt auch der Zwang zum Zusammenhalt weg. Folge wäre ein Bürgerkrieg und verstärkte Separationsbewegungen der Kurden, woran niemand ein Interesse hat, insbesondere nicht die Türkei und der Iran, weil beide mit kurdischen Minderheiten kämpfen müssen und sich daraufhin zu Unterdrückungsmaßnahmen genötigt sehen würden.
Nebenbei muß man natürlich sehen, daß jeder arabische Staat versuchen wird, Einfluß auf die neuen Machthaber im Irak zu nehmen, um selbst eine gefestigtere Stellung in der arabischen Welt zu bekommen und auf das Öl zugreifen zu können.
Die Formel "Hussein weg - alles ist gut" ist zu naiv, so einfach ist Politik nicht.

Du sagst es würde nicht um Öl gehen?
Unwahrscheinlich. Kurz bevor der Krieg gegen Afghanistan gestartet wurde, sind zweijährige Verhandlungen der Amerikaner mit den Taliban gescheitert, eine Pipeline durch Afghanistan zu bauen, um das Aserbaidschanische Öl aus dem Kaspischen Meer zu den Ozeanen der Welt zu bringen. Alternativ stehen Routen durch Tschetschenien und die Türkei oder durch den Iran (Huch!) an. Bei diesen Ölreserven geht es nicht um kleinere Ölfelder. Die Reserven des Kaspischen Meeres werden ungefähr so groß eingeschätzt wie die Reserven, die sich mal in den arabischen Ländern befanden und sind damit von größter Weltpolitischer Bedeutung. Verständlich, daß die Amerikaner dort ihre Finger im Spiel haben wollen.
Daß nun ausgerechnet die Al-Quaida ihr Versteck in Afghanistan gehabt hatte, kam den Amerikanern doch sehr gelegen, denn jetzt steht einem Pipelinebau nichts mehr im Wege. Die Pläne liegen unter anderem bereits in den Schubladen.