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10. April 2002, 19:52   #7
Schatz
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In Den Haag tagt die „Vertragsstaatenkonferenz über die biologische Vielfalt“. Gleichzeitig spielen sich in Deutschland unbeschreibliche Jagdszenen ab. Da wurde der letzte frei lebende Medienmogul für immer von der roten Liste gestrichen. Medienmogule sind Einzelgänger und pflanzen sich durch Firmengründungen, also Zellteilung fort. Häufig gebären sie Tochterfirmen und Beteiligungsgesellschaften, die nur begrenzt lebensfähig sind. Der Medienmogul ist das einzige Lebewesen, das nicht durch Abschuss oder Altersschwäche stirbt, sondern durch Insolvenzantrag.

Eigentlich ein vorbildliches Verhalten, das sich auch andere Tiere zum Vorbild nehmen könnten. Stellen wir uns vor, der letzte tasmanische Beutelwolf oder der letzte Riesenalk wären beim nächsten Gericht vorstellig geworden und hätten um Streichung aus dem Artenregister gebeten – wie viel unnütze Nachforschungsarbeit wäre den Zoologen erspart geblieben. Ist ein Tier ausgerottet, kann man versuchen, es nachzuzüchten. Ob sich australische oder italienische Medienmogule in unserem Klima wohl fühlen, muss sich noch zeigen. Interessierte können Leo Kirch, den letzten deutschen Medienmogul, demnächst im Naturkundemuseum besichtigen – ausgestopft und auf einem Premiere-Decoder sitzend.