Einzelnen Beitrag anzeigen
6. May 2002, 08:56   #1
ayla
 
Benutzerbild von ayla
 
Registriert seit: January 2002
Beiträge: 2.481
Stress im Mutterleib als Ursache für Gewalt

1200 Experten diskutieren in dieser Woche neue Erkenntnisse der embryonalen Psychologie

Von Theresia Maria de Jong
Nijmegen - Pränatalpsychologen sehen einen engen Zusammenhang zwischen einer traumatischen Schwangerschaft und späteren Gewalttaten. Auf dem Internationalen Kongress "Embryologie, Therapie und Gesellschaft", der am Mittwoch im holländischen Nijmegen beginnt, ist dieser Zusammenhang und die Diskussion über den Ursprung von Gewalt insgesamt ein Schwerpunktthema.

"Destruktives menschliches Verhalten ist in erster Linie auf eine Bindungsstörung zurückzuführen", meint Thomas Verny, ein Pränatalpsychologe aus Kanada. Bereits vorgeburtlich wird unser grundlegendes emotionales Grundmuster geformt, so die Überzeugung des Wissenschaftlers. "Wie wir im Mutterleib Beine, Arme und Hände entwickeln, so bilden wir dort auch bereits unsere basale Affektivität in Antwort auf unsere Umwelt aus."

"Diese Erfahrungen schlagen sich prägend in unserem Gedächtnis nieder, zu einer Zeit, in der sich dort die Synapsen bilden", erklärt Ludwig Janus, Psychotherapeut und Präsident der International Society of Prenatal Psychology and Medicine. Er führt Studienergebnisse an, die belegen, dass Menschen, die in der Schwangerschaft starkem, das normale Maß weit übersteigenden Stress ausgesetzt waren, auch im späteren Leben anfälliger für Stress sind.

"Man kann sogar so weit gehen, dabei von einer Vorprägung zur Gewaltdisposition zu sprechen", so Janus weiter. Tiefeninterviews mit Müttern von Mördern hätten ergeben, dass diese Frauen eine sehr belastete Schwangerschaft erlebt hatten. Sie waren vom Vater des Kindes geschlagen oder verlassen worden. Allerdings betont Janus, dass vorgeburtliche Prägungen allein nicht ausreichen um später im Leben selbst gewalttätig zu werden.

"So gilt offenbar besonders für die dissozialen Entwicklungen und die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen, dass Unglücks- und Ablehnungserfahrungen vor und während der Geburt durch spätere Ablehnungen und Misshandlungen gewissermaßen gedoppelt werden und ein Vertrauens- und Bindungsaufbau nicht mehr möglich ist." Janus weist darauf hin, dass in der Regel eine Kompensation schlechter Startchancen möglich sei.

Als Präventivmaßnahme schlägt er vor, umfassende Unterstützungsangebote für Schwangere zu schaffen. Er verweist auf ein Programm in den Slums in Venezuela, in dem werdende Mütter gezielt Unterstützung erfuhren und angeleitet wurden, sich positiv auf ihr künftiges Kind einzustimmen. Die Ergebnisse waren sehr ermutigend. Kinder dieser Frauen entwickelten sich überwiegend positiv und "rutschten seltener ab". "Wenn Mütter unterstützt werden, hat das riesige Effekte. Und das auch unter ökonomischen Gesichtspunkten.

Eine dissoziale Entwicklung durch frühe Störungen kann die Gesellschaft Hunderttausende von Euro kosten, während ein Bruchteil davon genügt um die anfängliche Entwicklung konstruktiv zu unterstützen", ist Janus überzeugt. Auf dem Kongress in Nijmegen werden über 1200 Psychologen, Therapeuten und Geburtshelfer Modelle und Programme vorstellen und diskutieren.



Interessante Studie.
Ich frage mich nur ob das nicht ein bisschen weit hergeholt ist.

Stressige Schwangerschaft der Mutter mit Gewaltbereitschaft der Kinder zu verbinden.

Eine Mutter die während der Schwangerschaft unter Stress stand wird das wahrscheinlich auch nach der Entbindung noch sein. Ich glaube kaum dass sich eine Situation, die während der Schwangerschaft schlecht war, mit der Geburt eines Kindes schlagartig zum positiven ändert.

Ich halte das Umfeld in dem ein Kind aufwächst für maßgebender und prägender als die Zeit der Schwangerschaft.