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7. May 2002, 17:09   #2
jupp11
 
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Immerhin ist es der 1. politische Anschlag in den Niedelanden seit 1672

Zitat:
Der 32-Jährige, der den Rechtspopulisten Fortuyn erschossen haben soll, galt als militanter Anhänger der Umweltbewegung. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft gab am Dienstag erste Einzelheiten über den mutmaßlichen Täter bekannt. Bei dem Mann handele es sich „möglicherweise“ um einen „Umwelt-Aktivisten“, teilte ein Sprecher der Ermittlungsbehörde in Amsterdam am Dienstag mit.

Die Umweltorganisation „Offensive Ökologie“ bestätigte, dass der 32-Jährige aktives Mitglied sei und sich unter anderem für den Tierschutz eingesetzt habe. Anderen Angaben zufolge soll er bei der Umweltschutzorganisation „Milieu Offensief“ in Wageningen sogar als Angestellter tätig gewesen sein.

Er habe sich besonders im Kampf gegen intensive Viehhaltung und gegen Pelztierzucht engagiert. Der ermordete Pim Fortuyn hatte in jüngster Zeit angekündigt, dass er das erwartete Verbot der Pelztierzucht rückgängig machen wollte, wie die niederländische Agentur ANP mitteilte.

Dem Geheimdienst nicht unbekannt

Nach Berichten der niederländischen Presse war der Tatverdächtige dem Geheimdienst als Linksextremist bekannt. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung am Montagabend seien entsprechende Unterlagen sichergestellt worden, hieß es. Die Ermittler hätten zudem Munition des gleichen Kalibers gefunden, wie es auch in der Tatwaffe verwendet worden sei. Auch ein Computer wurde demnach beschlagnahmt.

Erster politisches Attentat seit 1672

Durch die Angaben des Geheimdienstes verdichten sich die Anzeichen, dass es sich um ein politisches Attentat handelte – das erste seit über 300 Jahren in den Niederlanden.

Laut Geschichtsprofessors Willem Otterspeer fielen in den Niederlanden zuletzt die Gebrüder de Witt im Jahr 1672 einem politisch motivierten Attentat zum Opfer. Cornelis de Witt (1623-1672), Bürgermeister von Dordrecht, wurde demnach von einer Menschenmenge massakriert, die ihm ein Attentat auf den künftigen König Englands, Wilhelm von Oranien, unterstellte.

Der Rechtspopulist Fortuyn war am Montagabend nach einer Rundfunkaufnahme vor dem Funkhaus in Hilversum durch fünf Schüsse in Kopf, Hals und Brust tödlich verwundet worden und starb noch auf dem Parkplatz. Ein Notarzt hatte vergeblich versucht, das Leben des 54-Jährigen zu retten.

Krawalle in Den Haag

Nach dem Mord kam es zu schweren Ausschreitungen in der niederländischen Hauptstadt. Mehrere Hundert Demonstranten protestierten am späten Montagabend gegen „den ersten politischen Mord in den Niederlanden“. Die Wut der Fortuyn-Anhänger richtete sich gegen die etablierten Parteien, die nach ihrer Ansicht Fortuyn zu Unrecht als rechtsextrem verteufelt hatten. Mobile Einheiten der Polizei gingen mit Wasserwerfern, Schlagstöcken und Gummiknüppeln gegen Demonstranten vor, die Steine und Flaschen geworfen hatten. Mehrere Dutzend Krawallmacher wurden festgenommen. Es gab auch zahlreiche Verletzte, wie die Polizei bestätigte.

Einige Hundert Anhänger des ermordeten Politikers drangen in die Garage des niederländischen Parlaments in Den Haag ein und randalierten dort. Sie führten Fotos von Fortuyn mit sich und setzten nach offiziellen Angaben mehrere Autos in Brand.

Fortuyn fühlte sich bedroht

Fortuyn hatte Stunden vor dem Anschlag noch erklärt, dass er bedroht werde. Er wolle nicht mehr in sein Haus in Rotterdam zurückkehren, schilderte am Abend ein Freund. Zwar habe der Politiker die Drohung nicht so ernst genommen, aber schließlich habe er sich doch bereit erklärt, zur Sicherheit im Hotel zu übernachten, sagte Harry Mens.

Sein Haus wurde am Abend von der Polizei abgeriegelt. Der populäre Neuling in der Landespolitik hatte nach Angaben aus seiner Umgebung häufiger Telefonanrufe erhalten, in denen er bedroht wurde. Danach sei jedes Mal die Polizei informiert worden.

Agitation gegen den Islam

Vor allem seine Kritik an der liberalen Einwanderungspolitik und an Gesundheits-, Erziehungs- und Sicherheitspolitik der sozial- liberalen Regierung hatten Fortuyn viele Sympathien eingebracht. Allerdings stieß seine Kritik am Islam auch auf Widerspruch. Bei seinen letzten Auftritten hatte er wiederholt erklärt, als künftiger Ministerpräsident der Niederlande werde er vieles verbessern.

Eine Anti-Rassismus-Kundgebung, die am kommenden Sonntag in Rotterdam stattfinden sollte, wurde nach dem Anschlag abgesagt. Sie war wegen des Wahlerfolgs von Fortuyn im Stadtrat von Rotterdam Anfang März als Zeichen des Protestes gegen Erfolge rechter Politiker organisiert worden.

Fortuyn ist das erste Todesopfer eines politischen Anschlags in den Niederlanden.

Quellle
Gestern habe ich mit Erstaunen im Fernsehen gehört, dass irgendein Politiker das Ende des multikulturellen Staates Niederlande verkündet hat. Ich weiss allerdings nicht genau, ob es im Zusammenhang mit der obigen Meldung und dem Rücktritt der Regierung zu sehen ist.