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7. May 2002, 19:27   #1
jupp11
 
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Ost-West-Vergangenheit ....und jetzt?

Initiiert von dem "Deutschland"-Thread stelle ich hier mal ein paar Thesen auf, in der Hoffnung, dass es hier genauso munter weitergeht wie im o.a. Thread.

Vorgeschichte:
Ich selbst bin 1952 in Erfurt geboren und wurde von meinen Eltern mit ca. 3 Jahren in den Westen verschleppt. Seitdem lebe ich hier im "Westen". Allerdings mit ständigem Briefkontakt zur nicht gerade kleinen Verwandtschaft "Drüben".

Die persönlichen Kontakte beschränkten sich auf 2 oder 3 Ferien auf dem Lande, zu einer Zeit, als ich so 13 - 15 war. Vorher war es nicht möglich.

------------schnipp-------------

1. These
Sowohl die DDR als auch die BRD wurden nicht aus unehrenwerten Motiven gegründet. Die Angst vor Deutschland lag damals der ganzen Welt schwer im Magen. Daher ist die Motivation der "Siegermächte" für mich nachvollziehbar.

2. These
Die BRD hat bei weitem mehr Unterstützung von ihren "Siegermächten" insbesondere den USA bekommen, als die DDR durch die UdSSR. Sie hat damit den ungleich besseren Start gehabt.

3. These
Das gesamte System des real existierenden Sozialismus ist gescheitert. Und mit ihm das System der DDR. Der "Westen" hat dieses Scheitern eher noch hinausgezögert durch Kredite und auch solche Geschichten, die man im Westen mit Fug und Recht "humanitär begründet" nennen kann, die aber die DDR im Licht von Menschenhändlern erscheinen lassen müssen.

4. These
Knapp über 40 Jahre Entwicklung in derart unterschiedlichen Staatssystemen muss Unterschiede in Denkweise, Werten und Lebensart produzieren. Und da die Wende erst knapp über 10 Jahre zurück liegt, sind diese Unterschiede in den Köpfen der heutigen Erwachsenen nach wie vor präsent. Wir werden wohl noch eine Generation brauchen.

5. These
Kohl und Co. haben eine Situation genutzt, die ihnen in den Schoss gefallen ist wie ein reifer Apfel. Wohlgemerkt, ich befürworte das, sehe es aber nicht als den Verdienst von Kohl an. Dieses Zeitfenster zu nutzen, war allerdings richtig.

6. These
Es sind im Rahmen des Beitritts riesige Fehler gemacht worden. Diese gesamte Treuhandgeschichte ist ein einziges Fiasko gewesen, dass den Osten ausgeblutet hat und den Westen eine Stange Geld kostet. Die Chance, das Gute aus beiden Staaten in eine neue Verfassung einzubringen haben die Handelnden damals verpasst. Ihnen fehlte samt und sonders die Weitsicht und die Grösse, so etwas anzugehen. Allen!