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10. May 2002, 07:31   #11
tw_24
 
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Feiertägliche Kaderschulung beendet ;-).

Zitat:
Zitat von quentin
ihr habt eine zeitlang die presse angeworfen, bis die geldmenge nicht mehr im lot war.
Jetzt muß ich doch noch einmal grundsätzlich werden. Ich habe enorme Probleme mit dem "ihr" bzw.
dem "wir", wie Du es gebrauchst. Du unterstellst damit, daß "wir" allesamt eigentlich genau das
waren, was "unsere" Chef-Etage sich vorstellte - ein Volk, ein DDR-Volk, das DDR-Volk, treu der
Partei der Arbeiterklasse verbunden und ergeben. Aber so homogen sind/waren "wir" nicht, sonst
hätte es die Wende ja auch nie gegeben.

Einerseits sagst Du, "wir" seien von "unserer" Regierung über zensierte Medien mit ihrer insze-
nierten Wirklichkeit manipuliert und gesteuert worden, billigst also einen gewissen Opfer-Status
zu, andererseits haben "wir" die Geldpresse angeworfen, machst Du "uns" wieder zu aktiven Tätern,
indem Du von "ihr" sprichst.

Das macht es mir wahrlich nicht einfach. Für ein "wir" kann ich eigentlich nicht sprechen, dazu
bin ich von niemandem legitimiert worden. Sicher, wenn ich in der richtigen Stimmung bin, dann
schalte ich in den "Funktionärs-Modus" um und könnte Dir vielleicht eine Erwiderung in schönstem
Beamtendeutsch liefern, die die DDR oder den Sozialismus bis ins letzte Detail verteidigt. Zumin-
dest jedenfalls auf einer theoretischen Meta-Ebene, der Staatsbürgerkunde-Unterricht ist ja nicht
spurlos an mir vorbeigegangen ;-).

Ich will aber als "ich" antworten, für mich sprechen und nicht für die DDR, die Ossis oder sonst
irgendwen. Ich bin 1988 in der elften Klasse ganz offiziell aus der FDJ (Freie Deutsche Jugend)
ausgetreten, weil mir u.a. nicht paßte, wie mit manchem Schüler umgegangen wurde, der sich zu
seinem christlichen Glauben bekannte. Wenig lustige Gespräche mit dem Schuldirektor, dem Chef der
SED-Leitung und, natürlich, der FDJ-"Führung" der Schule waren die Folge. Mag sein, daß ich also
bis dahin funktioniert hatte, aber ab diesem Zeitpunkt hatte auch ich meinen eigenen Kopf,
der zum Glück nach ein paar unangenehmen Gesprächen aber weiterhin an der Schule geduldet wurde.
Auch deshalb fällt es mir schwer, hier quasi stellvertretend für "uns" in die Mangel genommen zu
werden.

Ich verstehe, wie Du das "ihr" meinst, aber ich habe halt Bauchschmerzen dabei.

Zitat:
Zitat von quentin
verstehst du auch was du liest und dann schreibst? ihr konntet bestenfalls das bild vom westen
haben, welches wir euch ueber TV/Rias etc.vorgespielt haben, also waren deine informationen von
uns gefiltert.
Jetzt werde ich aber ganz unsicher. Die DDR-Regierung sorgte auf der einen Seite dafür, daß ich
nur sah/hörte/las, was ihr paßte, "ihr" sorgtet auf und von der anderen Seite dafür, daß ich sah
und hörte, was ich hören sollte. Alles nur wahrheitsverbiegende Propaganda? Wo wäre da der Un-
terschied zwischen Sozialismus einerseits und Kapitalismus andererseits? Waren bzw. sind ARD,
ZDF, Bayerischer Rundfunk (Radio) Propagandasender oder doch eher der Information verpflichtet
als dem politisch gefärbten Kommentar?

Die Trennung von reiner Information und Meinung ist es doch, die eine unabhängige Berichterstat-
tung auszeichnet. (Info: "In China fiel ein Sack Reis um." Imaginäre Propaganda-Abteilung der KP
China: "Konterrevolutionäre Kräfte versuchten gestern, durch ein schweres Attentat auf die land-
wirtschaftliche Produktion den weiteren zielstrebigen Aufbau des Sozialismus zu verhindern ...")

Waren also die Öffentlich-Rechtlichen auch nur Propaganda-Organe, um mich mit einem falschen
Bild der West-Wirklichkeit zu blenden? Abgesehen von offensichtlich der Systemauseinandersetzung
dienenden Sendungen wie "Kennzeichen D" und Gerhard Löwenthals "ZDF-Magazin" würde ich aus mei-
ner Erinnerung heraus den westdeutschen Medien weitgehend zubilligen, daß sie sich nicht für die
Auseinandersetzung von Kapitalismus und Sozialismus mißbrauchen ließen, sondern ihren "eigenen
Kopf" hatten und dann wohl eher doch für die west-deutsche Bevölkerung sendeten.

"Unser" adliger "Sudel-Ede" freute sich doch immer, wenn deprimierende Bilder aus Arbeits(losen)-
ämtern in der BRD im West-TV liefen, die dann im "Schwarzen Kanal" als Beleg für die Verkommen-
heit des kapitalistischen Wirtschaftssystems dienen konnten, um die "Überlegenheit" des Sozialis-
mus zu belegen. Pikanterweise hielten genau diese eigentlich authentischen Bilder sehr viele von
"uns" nicht davon ab, "Wir sind ein Volk!" zu verkünden. Arme Irre. Und noch ärmer dran sind sie,
wenn sie heute so frei sind, von Sozialhilfe leben zu müssen und sich auch noch darüber beschwe-
ren, der DDR hinterherweinen und möglicherweise auch noch PDS wählen.

Zumindest auf diesem Gebiet funktionierte die propagandistische Aufklärung eigentlich, und jeder
DDR-Bürger hätte wissen können, worauf er sich mit "Wir sind ein Volk!" möglicherweise einläßt.
Aber nicht umsonst hieß der Karl-Eduard von Schnizler im "Volksmund" wohl Karl-Eduard von Schni.
Der "Schwarze Kanal" hatte kaum begonnen, da war auch schon wieder der Kanal gewechselt.

Ob eine andere, bessere DDR neben der BRD hätte bestehen können, weiß ich allerdings auch nicht.
In jenen ersten Wochen und Monaten nach der Wende gab es ja durchaus viele Bürgerbewegte, die
an der Utopie festhielten, es könnte einen "besseren Sozialismus" geben.

Wünschenswert wäre in dieser historischen Situation tatsächlich gewesen, daß, wenn denn schon
die Wiedervereinigung anstand, eine neue Verfassung im Rahmen einer gesamtdeutschen Volksab-
stimmung beschlossen worden wäre.

Aber irgendwie haben all die "demokratischen" Parteien auch heute noch Angst vor Artikel 146 des
Grundgesetzes: "Dieses Grundgesetz verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung
in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist." Ir-
gendwie scheinem mir die "freien Entscheidungen" nicht gerade beliebt zu sein bei denen, die sich
Volksvertreter schimpfen.

Zitat:
Zitat von quentin
3 für einen. das ist nicht von mir, das ist von gysi bestätigt. allerdings solltest du das
trotzdem wissen, oft genug gesagt im beisein von pds leuten.
Ja, ich weiß das. Und wenn ich mir heute anschaue, wie Arbeitslose diskriminiert und ausgegrenzt
werden, weil irgendein verantwortungsloser Manager sich vielleicht an der Börse "geirrt" hat,
dann würde ich es aus moralischen Gründen mehr als begrüßen, daß nicht unbeteiligte Untergebene,
sondern der entsprechende Idiot im Designer-Anzug die Verantwortung für seinen Irrtum übernimmt,
soweit das überhaupt möglich ist.

Aber leider ist es ja so, daß, wie Du auch in einem anderen Thread richtig sagtest, Gewinne pri-
vatisiert, Verluste dagegen vergesellschaftet werden. Doch das wird auf Dauer halt auch nicht
funktionieren. Da mag die "Neue Mitte" etwas von "Eigenverantwortung" faseln, de facto fördert
sie die Umverteilung von Kapital (und damit sozialer Sicherheit) von unten nach oben in einem
vielleicht noch größeren Ausmaß, als sie es der CDU/FDP-Regierung jemals als Opposition gestattet
hätte.

Nebenbei wird heute ja nicht mehr "entlassen", sondern "freigesetzt". So bekommt "Freiheit" eine
ganz neue Bedeutung.

Aber zurück zu den Rentnern. Es ist sicher so, daß "unsere" Rentner heute tatsächlich zu großen
Teilen aus dem Westen finanziert werden. Aber was wäre denn die Alternative?

Diese heutigen Rentner haben doch auch dreißig, vierzig Jahre gearbeitet und in der DDR Beiträ-
ge in die Rentenversicherung eingezahlt und damit den Anspruch erworben, im Alter finanziell ver-
sorgt zu werden. Daß mit der Wiedervereinigung und der D-Mark die DDR-Mark-Guthaben staatlicher
Einrichtungen (so es überhaupt Guthaben waren) kräftig entwert wurden, ist mir schon klar. Er-
schwerend kommt ja noch hinzu, daß allein vom Betrag her DDR-Renten weit unter dem lagen, was
heute ausgezahlt wird.

Wie würdest Du denn dieses Problem lösen? Allen "DDR-Rentnern" sagen, sie hätten halt Pech ge-
habt und müßten nun leider, leider leer ausgehen? Wie gesagt, Du kannst dafür gern die DDR als
Staat verantwortlich machen, aber nicht die armen Rentner persönlich, die sich doch auch in der
DDR redlich mühten, brav Beiträge abführten und auf einen geruhsamen Lebensabend und die erste
Reise in den Westen hofften.

Zitat:
Zitat von quentin
das hat eucch pleite gemacht. eine mark auch aus der DDR musste erst verdient werden, bevor man
sie ausgibt.
ihr habt eine zeitlang die presse angeworfen, bis die geldmenge nicht mehr im lot war. deswegen
gabs nur zu weihnachten mit der 'Jahresendzeitfigur'- ein meisterstück eurer interlektuellen,
aber die waren ja verpoent- bananen. tolle erfindund, eure wirtschaft, sie hat nur nicht
funktioniert.
Ja, bei so manchen Begriffen weiß man wirklich nicht, ob sie ironisch oder ernst gemeint waren ;-).
Doch da sieht es heute manchmal auch nicht viel besser aus, höchstens bunter. Mir fällt als Bei-
spiel gerade eine Flasche "Caipi" in die Hand. Tolles Logo, netter Name, aber dann die Ernüch-
terung auf der Rückseite. "Biermischgetränk aus 69% Bier und 31% Erfrischungsgetränk mit Caipi-
rinha-Geschmack. Zutaten: Wasser, Malz, Zucker, Erfrischungsgetränkegrundstoff (!!) (Aroma,
Säuerungsmittel und so weiter), Kohlensäure, Hopfen." Gut, Erfrischungsgetränkegrundstoff ist
nicht ganz so schlimm, wie die Jahresendzeitfigur, aber hinter solchen Wortschöpfungen stecken
vermutlich nicht unbedingt Intellektuelle, sondern eher realitätsferne Erbsenzähler.

Die Jahresendzeitfigur (-Endzeitfigur, irgendwie symbolisch ...) hatte allerdings ideologische
Hintergründe. Als Engel konnte man sie ja kaum offiziell bezeichnen, da doch der Atheismus zur
Staatsreligion erhoben wurde, der Engel im biblischen Sinn ja gar nicht kennt. Mir allerdings war
der Begriff zu Zeiten der DDR nicht geläufig. Das waren Engel. Überhaupt, so manche kuriose Be-
zeichnung lief mir in der DDR nicht über den Weg, sondern erst hinterher: "LPG" zum Beispiel.
Als "Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft" war sie mir bekannt, aber daß man in manchen
Gegenden damit ein Bauernfrühstück bezeichnete (und auch heute noch so nennt), wurde mir erst nach
dem Ende der DDR bewußt.

Zitat:
Zitat von quentin
ihr habt eine zeitlang die presse angeworfen, bis die geldmenge nicht mehr im lot war.
Das würde ich auf den Binnenmarkt DDR bezogen nicht unbedingt so sehen wollen. Der Fehler lag in
meinen Augen eher darin, daß manche Waren des täglichen Bedarfs zu Preisen verkauft wurden, die
die Produktionskosten nicht deckten, während über "Luxus-Güter" (TV-Geräte, Radios ...) das "ge-
sparte" Geld dem Proletariat dann doch wieder aus der Tasche gezogen wurde. Im Sinne einer Markt-
wirtschaft waren wohl weder die einen noch die anderen Preise "gerecht", so daß das ganze System
irgendwann zusammenbrechen mußte.

Zitat:
Zitat von quentin
weniger produktivität. das ist nicht von mir, das wird von staatlichen stellen ermittelt. ich
nehme es zur kenntnis.
Das mag in einem pauschen Vergleich zwischen Wirtschaft Ost und Wirtschaft West auch stimmen, in
konkreten Bereichen dagegen stimmt das einfach nicht. Nehmen wir mal alles, was im weitesten Sinne
"Dienstleistungen" erbringt. Soldaten sorgen für Sicherheit vor äußeren Gefahren (theoretisch!!),
der Wehrpflichtige oder auch Berufssoldat aus Chemnitz bekommt weniger Sold als der Kamerad aus
München. Polizisten erbringen in Ost wie West auch die gleiche Leistung, hierzulande aber bekommen
sie weniger Gehalt und dürfen dafür auch noch zwei, drei Stunden pro Woche länger arbeiten. Glei-
ches gilt für Lehrer und Leute, die in der Verwaltung tätig sind. Leisten die hier weniger als im
Westen? Ist der gemeine Ossi vielleicht irgendwie träger als der westdeutsche Held der Arbeit?

Zitat:
Zitat von quentin
weniger verdienst. soviel mir bekannt ist, liegen eure unkosten deutlich unter denen des westens.
Also, von "deutlich" würde ich nicht sprechen. Aldi, MediaMarkt, BurgerKing oder McDonalds dürf-
ten bundesweit weitgehend gleiche Preise haben. Was Mieten und kommunale Abgaben angeht, stimmt
das vielleicht, aber auch da sehe ich keinen wirklichen Ost-West-Unterschied. Es gibt auch in den
neuen Bundesländern "Hochpreisgebiete" wie in den alten Bundesländern und Flecken, wo es billi-
geren Wohnraum gibt.

Zitat:
Zitat von quentin
sicher bezahlen sie ihre reise selbst, aber woher haben sie das geld, es sind rentner? wann haben
sie die anspüche erworben?
generationenvertrag, ok, aber ihr habt doch nur arbeitslose, die kosten geld, die zahlen nichts
ein. oder ist die lage im osten doch nicht so schlecht, wie sie von euch beschrieben wird.
Gut, die Rentnerfrage habe ich schon angesprochen, nun zu den Arbeitslosen. Insgesamt gibt es in
der BRD gut 4.000.000 offiziell eingeräumte Arbeitslose, denen nach verschiedenen Angaben bis zu
1.000.000 unbesetzte Stellen gegenüberstehen. Selbst wenn diese also besetzt würden, blieben noch
3.000.000 Arbeitslose übrig - da nützt dann auch alles Gerede von mangelnder Bereitschaft Ar-
beitslose zu Mobilität etc. nicht mehr, sie könnten auch bei aller Bereitschaft nicht zu fehlen-
den Arbeitsplätzen reisen.

Vor diesem Hintergrund ist die Situation in den neuen Bundesländern vielleicht sogar noch schlech-
ter, als sie offiziell beschrieben wird. Es gibt zum Beispiel Gegenden, denen kehrt der Nachwuchs
ganz schnell den Rücken, zieht gen Westen und läßt nur die Rentner zurück. Im Westen stehen die
Chancen besser, während im Osten in manchen Gegenden das Durchschnittsalter ständig steigt, weil
der Nachwuchs ausbleibt oder eben "flüchtet", manche Arbeitsämter zahlen sogar Wegzugs-Prämien.
Damit wird auch von Amts wegen nicht gerade ein "Aufschwung Ost" gefördert, eher die Vergreisung
des Ostens.

Sicher, es mag auch Arbeitslose/Sozialhilfeempfänger geben, die sich mit ihrem Schicksal abgefun-
den und sich aufgegeben haben, also gar nicht mehr nach Arbeit suchen - die werden aber ohnehin
schon nicht mehr in den Statistiken geführt -, insgesamt ist die Lage so, daß deutschlandweit und
speziell im Osten einfach nicht genügend freie Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, doch dafür
tragen nicht die betroffenen Arbeitssuchenden die Verantwortung, sondern das kapitalistische Wirt-
schaftssystem, dem es nicht um den einzelnen Menschen geht, sondern um Profite.

Sehr schön liest sich in diesem Zusammenhang Artikel 14 des Grundgesetzes: "(1) Das Eigentum und
das Erbrecht werden gewährleistet. [..]" Aber schon bei Abschnitt 2 setzt das Erinnerungsvermögen
von Volksvertretern und Wirtschaft aus: "(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich
dem Wohle der Allgemeinheit dienen."

Nichts gegen "Besserverdienende", aber in einem Land, in dem so mancher Milliardär vielleicht gar
nicht weiß, daß es unterhalb des 100 Euro-Scheins auch noch buntes Textil-Papier gibt, mutet es
schon recht seltsam an, daß immer nur die diskriminiert und diffamiert werden ("Es gibt kein Recht
auf Faulheit!" - Gerhard Schröder im letzten Sommer, oder aktuell Millionär Effenberg.), die ohne-
hin schon am unteren Rand der Gesellschaft mehr vegetieren als leben. Und das dann auch noch, wie
es in der Präambel des Grundgesetzes heißt, "Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den
Menschen [..] hat das deutsche Volk [..] dieses Grundgesetz [..] beschlossen." Wo bleibt die
Verantwortung vor Gott, die Verpflichtung, dem Gemeinwohl zu dienen, wenn Konzerne verkünden, Tau-
sende Stellen abzubauen, "freizusetzen", während die Gewinne nicht einmal mehr versteuert werden?

Die asozialdemokratisch-grüne Bundesregierung leistet sich "Wirtschaftsweise". Einer von ihnen,
Jürgen Kromphardt, glänzte vor Jahresfrist mit der treffenden wie entlarvenden Einschätzung: "Ob
die Arbeitskräfte nun fünf Prozent mehr oder weniger verdienen, ist nicht das Kriterium - die
Leute werden einfach überflüssig."

Positiv betrachtet hat er das Problem erkannt. Immer weniger Menschen werden benötigt, um immer
mehr zu produzieren - nur, wie mit den "Überflüssigen" umgehen? Kriminalisieren, wie das unser
parteiloser Wirtschaftsminister Ende Februar schon einmal tat? ("Unsere Arbeitslosenquote wäre um
1.5 Prozentpunkte niedriger, wenn so viele Menschen bei uns im Gefängnis säßen wie in den USA.")
Als "Faulenzer" nur diffamieren, wie das von Effenberg über Schröder und Stoiber bis hin zu Wes-
terwelle alle tun?

Wie geht diese kapitalistische Gesellschaftsordnung, die sich in ihrer Verfassung auf Gott und
damit christliche Werte beruft, mit Leuten um, die "einfach überflüssig" werden?

Zitat:
Zitat von quentin
(klaus) mann als alibi, ist dir nicht bekannt, wieviel bücher bei euch nicht verlegt wurden. da
kommst du mir mit einem an. fassbinder noch in frankfurt, aber das waren juden, die das verhindert
haben.
Nun ja, als Zensor würde ich den "Beschützten" natürlich nicht sagen, was ich ihnen alles vorent-
halte. Aber ich sagte ja schon, daß die DDR hinsichtlich der öffentlichen Meinungsvielfalt eher,
ähm, einer Einfalt glich und damit schlechter abschneiden würde als die alte BRD.

MfG
tw_24

P.S.: An alle, die meine Signatur als anstößig empfinden: In der FAZ, der Zeitung für Deutschland,
vom 2. Mai fand ich im Zusammenhang mit dem offiziellen Staatstrauerakt wegen des Amoklaufs von Er-
furt auf Seite 11 einen Satz, der so richtig nach meiner Vorliebe für Zynismus geraten ist: "Ruge
hat durchgesetzt, daß alle 800 Betroffenen wie die 500 VIP-Gäste behandelt werden und auf dem
Domplatz Stühle bekommen." ([Manfred] Ruge ist der Oberbürgermeister von Erfurt.)
Ich könnte mich dazu durchringen, auf dieses Zitat umzusteigen, weil es unheimlich viel über ver-
logene VIP-Trauer und echte Gefühle aussagt ...