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17. May 2002, 11:25   #1
Marie
 
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Schlafen wo und wann man will

Hamburg (dpa) - Noch fühlt man sich in der Öffentlichkeit dabei oft ertappt oder scheel angeschaut. Doch jetzt sieht es so aus, als würde die Lust der Menschen aufs Herumlümmeln die letzten Schranken niederreißen. Das Schlafen könnte zum Sommertrend 2002 werden, auch im Freien. «Die Intimität des Schlafzimmers ist futsch», sagt der Oldenburger Soziologieprofessor Stefan Müller-Doohm.

Vor der Industrialisierung haben die Menschen noch überall im Freien und in den ersten Manufakturen und Fabriken geschlafen. Erst Bevölkerungs- und Städtewachstum und die steigende Wohnqualität haben den Schlaf in extra dafür reservierte Zimmer verbannt. Doch das Schlafzimmer hat in den letzten Jahren viel von diesem Glanz verloren, hat Müller-Doohm bei einem Forschungsprojekt herausgefunden. «Sexualität und Erotik ist heute bereits kein Bereich mehr, den man vor aller Augen schützt.» Nun fallen die Grenzen beim Schlafen in Deutschland.

Professor Jürgen Zulley, einer der Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums der Universität Regensburg, sagt: «22 Prozent der Deutschen schlafen regelmäßig tagsüber, und da gibt es eine riesige Dunkelziffer.» Bei Kongressen, Tagungen, im Zug und in der U-Bahn werde Herumdösen schon akzeptiert, im Bundestag zumindest geduldet.

Firmen fordern auch nicht mehr unbedingt, dass ihre Mitarbeiter durchschuften. «Viele Kaufhäuser haben Ruheräume», sagt Zulley. «Ein Mittagsschlaf gehört zum biologischen Programm und steigert die Leistungsfähigkeit», rät der Experte. Bei Chefs und Arbeitnehmern, die sich leistungsorientiert zeigen wollen, hat Schlaf aber noch immer ein schlechtes Image.

Nachdem der sich wohl fortschrittlich wähnende Stadtdirektor der niedersächsischen Kleinstadt Vechta den Rathaus-Beschäftigten vor zwei Jahren 20 Minuten Entspannung und Wegsacken täglich genehmigt hatte, kritisierte das der Beamtenbund als «politische Instinktlosigkeit». Heute machen fast alle der 180 Frauen und Männer im Rathaus mit. Und der Stadtsprecher sagt: «Es gab viele Anfragen von Unternehmen und Behörden, die sich für unser Programm interessieren.»

Eine kleine Schlaf-Elite hat bereits duftige Betten gerichtet. Unlängst eröffnete ein weit gereister Künstler in Berlin-Mitte einen öffentlichen Schlafraum, und die Passanten und Touristen rannten ihm die Bettkästen ein. Und in Köln bauten aufgeweckte Design-Studenten im vergangenen Jahr aus Feldbetten einen Schlafraum in einer Kirche.

Solchen Bestrebungen stehen allerdings massive Hindernisse vor allem im Städtebau entgegen. «Es ist ein gutes Zeichen für einen Park, eine öffentliche Vorhalle oder eine Veranda, wenn Leute dort einschlafen können», haben Architekten der Bauhaus-Universität Weimar festgestellt. Viele Städte setzen aber eher auf Einkaufspassagen, Investoren-Architektur mit teuren Läden und wenig Bänken drumherum. Fun, Event, Erlebnis heißen die immer gleichen Rezepte gegen Frust - doch lassen sie viele Freizeit-Gestresste umso frustrierter zurück.

«Die Überdosis des Neuen lässt Langeweile aufkommen, das Ungewöhnliche wird alltäglich», schreibt der Bamberger Soziologe Gerhard Schulze in seinen Analysen zur Erlebnisgesellschaft. Im Schlaf dagegen haben die Verstörten und Verwirrten noch immer zu sich selbst gefunden.

Wenn ich mir das so recht überlege! Hm,des Einkaufens müde, einfach hinlegen können wenn ich das Bedürfniss dazu habe, das wäre doch mal ne feine Sache.
Dann kann man frisch ausgeruht,weiter bummeln gehen.
Dann kann Mann nicht mehr sagen das dies ermüdend ist.