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17. May 2002, 11:58   #1
tw_24
 
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Jamal Karsli - Die FDP auf dem Weg nach rechts?

Die FDP ist wahrlich nicht zu beneiden. Politik ist Spaß - das war die Botschaft ihres lustigen
Parteitages vom letzten Wochenende. Doch jetzt ist es aus mit dem Polit-Karneval, mit Jamal Karsli
ist seit gestern eine mehr als umstrittene Persönlichkeit Parteimitglied und bringt die blau-gelbe
Spaßgesellschaft in die Schlagzeilen, die diesmal weit weniger freundlich ausfallen.

Jamal Karsli, gebürtiger Syrer und seit 1995 mit einer kurzen Unterbrechung Mitglied der Landtags-
fraktion von "Bündnis 90/Die Grünen" in Nordrhein-Westfalen, hat in der Vergangenheit heftige Kri-
tik an der Besatzungspolitik der israelischen Regierung geäußert, im Interview mit der rechts-kon-
servativen Wochenzeitung "Junge Freiheit" auch die eine oder andere verschwörungstheoretische Ver-
mutung geäußert, was nicht zu Unrecht heftige Kritik von Paul Spiegel und Michel Friedmann nach
sich zog.

Zitat:
Das heißt, die Deutschen sind beim Thema Israel feige und die deutsche Politik lädt erneut
Schuld auf sich - diesmal gegenüber den Palästinensern?


Karsli: In der Tat, "Feigheit" ist das richtige Wort. Manche verhalten sich sogar nach dem
Motto: "Ich weiß nichts, und ich habe auch Angst, etwas zu wissen." Denn wenn sie etwas
wüßten, müßten sie ein faires Wort dazu sagen, und das könnte politische Gefahr für sie be-
deuten. Man muß allerdings zugestehen, daß der Einfluß der zionistischen Lobby auch sehr
groß ist: Sie hat den größten Teil der Medienmacht in der Welt inne und kann jede auch noch
so bedeutende Persönlichkeit "klein" kriegen. Denken Sie nur an Präsident Clinton und die
Monika-Lewinsky-Affäre. Vor dieser Macht haben die Menschen in Deutschland verständlicher-
weise Angst.

(Junge Freiheit, 03.05.2002)
Was Clintons Lewinsky-Affäre mit einer "zionistischen Lobby" zu tun haben könnte, will sich mir
nicht ganz erschließen, ursächlich waren ja wohl die moralischen Verfehlungen der Beteiligten.

Die FDP, momentan politische Heimat des umstrittenen Karsli, ist nun wieder in den Schlagzeilen,
dabei wird nach meiner Meinung aber gänzlich übersehen, daß Jamal Karsli bisher unwidersprochen
für "Bündnis 90/Die Grünen" arbeitete und seine teilweise sehr "offene" Kritik unter dem Logo die-
ser Partei äußern konnte. Auch das Interview gab das Mitglied von "Bündnis 90/Die Grünen" Karsli
der Jungen Freiheit.

Eigentlich ist es also nicht die FDP, die diese Personalie ja wirklich nicht auf die leichte Schul-
ter nimmt, der die Vorwürfe gelten müßten, sondern "Bündnis 90/Die Grünen". Die Diskussion bei der FDP
wird zu dem einen oder anderen Ergebnis führen, am Ende wird sich die Partei vermutlich mit einer
Definition von "Antisemitismus" auf der politischen Bühne melden, was im Grunde doch zu begrüßen
ist.

Peinlich dagegen ist das Verhalten der Parteispitze von "Bündnis 90/Die Grünen", die nicht einmal
vorsichtige Kritik an diversen Äußerungen des Jamal Karsli übte, die nun für die ganze Aufregung
über die FDP sorgen. Jamal Karsli wurde auch nicht etwa aus "Bündnis 90/Die Grünen" hinausgeworfen,
sondern er verließ diese Partei aus eigenem Antrieb.

Die Kritik sollte sich daher eigentlich nicht gegen die FDP richten sondern gegen "Bündnis 90/Die
Grünen". Die FDP dabattiert wenigstens über diese Personalfrage, während bei "Bündnis 90/Die Grü-
nen" offenbar kritiklos auch Leute zu Mandatsträgern aufsteigen können, die, vorsichtig ausge-
drückt, Positionen vertreten, die den Vorwurf des Antisemitismus gerechtfertigt erscheinen lassen.

MfG
tw_24

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Ich eröffne zu dieser Personalie mal einen neuen Thread. Je nach Diskussionsverlauf werde ich ihn
aber mit "Deutschland ... Antisemitenland?" zusammenlegen ...
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