Zitat:
Zitat von quentin
wenn deutsche/europäische/amerikanische Juden vehement Partei ergreifen, demonstrieren,
dann müssen sie damit rechnen, daran gemessen zu werden.
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Ja. Aber ist es denn verwerflich für Frieden in Israel zu demonstrieren? Das bedeutet
doch noch nicht, daß damit die Politik der israelischen Regierung gebilligt wird.
Paul Spiegel hat das vor gut einer Woche auch in einem
Interview gesagt: "Die Kritik an
der Politik der israelischen Regierung ist kein Sakrileg; man kann selbstverständlich
unter Freunden Kritik üben, ja - zum Teil ist sie ja auch sogar angebracht. Und es gibt
keine größere Kritik, als wir sie zur Zeit in Israel selber feststellen. [..] Ich ver-
stehe, daß Menschen sagen, 'wir sind dagegen, daß überhaupt eine Militäraktion gegen
einen Palästinenserstaat oder eine Autonomiebehörde unternommen wird, daß Arafat in
Haft genommen wird, daß er sich drei Wochen nicht bewegen kann, daß die Zivilbevölke-
rung darunter leidet,' selbstverständlich.
Und wir sind auch in Trauer um jeden Toten - nicht nur in diesem Gebiet, sondern auch
wo anders, unabhängig davon, ob dieser Tote ein Moslem, ein Christ, ein Jude oder ein
nichtgläubiger Mensch ist. Und wir haben Verständnis für diese Kritik. Aber man muß
doch endlich einmal einsehen, wodurch das ausgelöst worden ist. Die israelische Regie-
rung ist ja nicht eines Tages zusammengekommen und hat aus Langeweile beschlossen, in
Palästinensergebiete einzumarschieren oder um die Zivilbevölkerung zu drangsalieren
oder um eine Landnahme oder um den Staat Israel zu erweitern. Es ist immer wieder
geäußert worden von der israelischen Regierung: Diese Aktion ist da, um den Terror, um
die terroristischen Strukturen zu beseitigen, und nicht gerichtet gegen die palästinen-
sische Bevölkerung und nicht auf Landeinnahme aus. Und wir haben ja erlebt, wenn man
das wirklich objektiv sieht, daß die israelische Regierung, sobald sie den Eindruck
hatte, dass sie Terroristen gefangengenommen hat, daß sie terroristische Strukturen
beseitigt hat, sich ja dann sofort aus den Gebieten zurückgezogen hat. Was soll die
israelische Regierung mit diesem Land? Es besteht in Israel überhaupt keine Meinungs-
verschiedenheit darüber, daß es einen eigenen Palästinenserstaat geben wird und auch
geben muß. Allerdings darf die Errichtung eines solchen Staates nicht zu Lasten der
Sicherheit der israelischen Bevölkerung gehen. Das palästinensische Volk hat ein An-
recht auf Frieden in Sicherheit, aber ebenso auch die israelische Bevölkerung."
Das ist, wie ich meine, eine durchaus ausgewogene Meinung vom Chef des Zentralrates
der Juden in Deutschland, gegenüber der die Äußerungen Karslis und Möllemanns kaum
bestehen können.
Zitat:
Zitat von quentin
Und eines hat Sharon auf keinen Fall vor, Frieden mit den Palästinensern zu machen.
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Mit Terroristen, mit Fundamentalisten ist das auch verdammt schwierig. Du schriebst
ja selbst an anderer Stelle: "gegen fanatisierte Terroristen kann man nur mit Gewalt
vorgehen." Genau das tut die israelische Regierung. In meinen Augen geht sie dabei
oftmals über das eigentliche Ziel hinaus, begeht dabei auch Kriegsverbrechen. Doch
das tut sie ja nun wahrlich nicht aus Spaß an der Freude.
Jürgen W. Möllemann, passionierter Fallschirmspringer, meinte vor kurzem, er würde es
als seine Pflicht ansehen, als Reserveoffizier im Falle einer Besetzung seines Landes
auch im Land des Besetzers gegen diesen zu kämpfen. Ob er dabei auf Zivilisten Rück-
sicht nehmen würde, sagte er nicht. Aber er hat mit dieser Äußerung nicht zu Unrecht
zunächst vorsichtige Kritik geerntet, hat er doch zumindest indirekt Selbstmord-Atten-
täter, Terroristen, verteidigt.
Zitat:
Zitat von quentin
Feigling? Jemand der sagt was er denkt? Halb Deutschland und die Presse stempeln in ab.
Hast du keine Schmerzgrenze?
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Ja, die habe ich. Der Feigling war mit einem Smiley versehen und sicher nicht todernst
gemeint. Allerdings bin ich, was Karsli betrifft, durchaus der Meinung, daß niemand
ihn "abstempelt", sondern zurecht seine Äußerungen kritisiert(e). Daß dann ob der
massiven Einmischung Möllemanns und Friedmans der Streit zur Schlammschlacht wurde, be-
daure ich ja auch.
Sinnvoller wäre es in meinen Augen ja wirklich, statt dumpfer Vorverurteilungen auch
über die Sache zu diskutieren.
Paul Spiegel sagte in dem zitierten Interview auch: "Aber die Grenze zwischen Antisemi-
tismus und einseitiger Verurteilung Israels ist fließend." Und genau das ist das Problem.
MfG
tw_24
"Überhaupt: ein Jude soll nicht solches Aufsehen von sich machen! Das reizt nur
den Antisemitismus." (Kurt Tucholsky, 1922)