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24. May 2002, 18:10   #1
Polygonator
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Weinkenner in fünf Minuten

Weinkenner in fünf Minuten

Situation:

Ihr habt neulich bei ALDI einen billigen mazedonischen Rotwein für die Grillfete erstanden und
hattet am nächsten Morgen so gut wie keine Kopfschmerzen? Glück gehabt.
Aber erwähnt nie in einem Gespräch:

"Also dieser Aldi-Rotwein für 2,99 DM, der war ja sooo lecker."

Man wird euch ausstoßen, ignorieren und fürderhin keine einzige Silbe mehr mit euch wechseln.

Korrekt heißt das:
"Mein Importeur hat mir neulich einen rassigen Rotwein vom Balkan empfohlen.
Ein einfacher Wein, aber zu Kurzgebratenem gut trinkbar."

Ihr seht also, richtig formuliert, wirkt das gleich viel weniger peinlich.


Das Weinglas:

Fasst Weingläser immer am Stiel an. Nichts ist peinlicher, als Fettfinger am Kelch.

Das Gehör stimulieren wir durch das Anstoßen.
So werden unsere Ohren mit einem glockenhellen "Ping" auf den Genuß eingestimmt.

Proletenfalle:
Packt man das Glas am Kelch ertönt bei der Kollision der Gläser nur ein plumpes "Pock".

Falls man euch ein typisch regionales Glas, z.B. einen Römer, reicht:
Solche Gläser nimmt man nur, um sich schnell und unkompliziert die Lichter auszuschießen..



Die Bestellung

Solltet Ihr in die Lage kommen den Wein ordern zu müssen, befolgt einfach die Faustregel:

Helles Fleisch: Riesling
Dunkles Fleisch: Bordeaux

Die Chance, damit daneben zu liegen, geht gegen 0.
Auf jeden Fall wird niemand Einspruch erheben, da er/sie sonst in Erklärungsnotstand gerät.

Riesling ist die Perle des deutschen Weines, er hat eine angenehme Farbe, ein vielschichtiges Aroma,
feinnervige Säure ...... außerdem muß man danach nicht so furzen.


Nie einen "halbtrockenen" Wein bestellen, das ist genauso peinlich wie "rosé"
Zum Essen trinkt man trockenen Wein, zum Dessert süßen, Punkt

Bestellt immer einen möglichst alten Wein, wenn es um Rotwein geht (außer ihr müssen zahlen)

Schnüffelt am Kork, wenn ihr wollt, aber seit euch sich der Tatsache bewusst,
dass er in den meisten Fällen nach Kork riecht ( so isser halt) .
Nur, wenn er muffelig riecht ist Vorsicht geboten, ein erster vorsichtiger Schluck bringt dann den Beweis.




Das Etikett

Lest die Jahreszahl auf dem Etikett. Das ist nicht das Verfallsdatum, sondern das Jahr der Ernte
( der Kenner sagt allerdings "Lese").

Die deutschen Weinetiketten sind allerdings sehr undurchsichtig. Keine Sau weiß,
ob sich hinter einem "Oppenheimer Nierentritt" eine Perle der Önologie oder
ein hinterhältiger Angriff auf unsere Gesundheit verbirgt.



Der Geschmack

Es ist wissenschaftlich verbürgt, dass die wichtigsten Geschmacksinformationen über das Auge transportiert werden.
Was auf dem Etikett steht, wird geglaubt. Wenn da "trocken" steht, ist der Wein trocken,
auch wenn sich Zuckerkristalle im Glas absetzen.

Praktisch jeder Wien geht als "halbtrocken" durch, außer er greift schon das Glas an.

Wenn ihre nicht die Flasche gesehen habt, beschwert euch nicht über den korkigen Geschmack,
der Wein könnte aus einem Schlauch abgefüllt sein (PVC-Behälter mit integriertem Zapfhahn)
... nichts ist peinlicher wenn der Kellner den Besserwisser korrigiert
(schon selbst miterlebt, ehrlich).



Seit ihr jetzt fitt für das nächste Rendezvous ??