Die PDS, die Partei des demokratischen Sozialismus, von diversen Medien noch immer auch
als "Nachfolgepartei" tituliert, nutzte den Donnerstag, um sich nachdrücklich als "kon-
sequente Anti-Kriegspartei" lächerlich zu machen.
George W. Bush, der beinahe schon fanatisch immer wieder betont, Gott sei mit ihm, des-
sen Achtung vor der Schöpfung seines Gottes aber bei der ausdrücklichen Befürwortung
der Vollstreckung der Todesstrafe an Minderjährigen aufhört, trat im Reichstag auf, um
"dem deutschen Volke" in einer schon im Vorfeld als "historisch" gefeierten Rede klar-
zumachen, was er vom gemeinen Deutschen im gottgewollten Kreuzzug gegen die "Achse des
Bösen" erwartet.
Und beinahe alle anwesenden Vertreter des deutschen Volkes hatten die Botschaft begrif-
fen: Wir sind alle Amerikaner! Und wer sich dem verweigert, ist ein Terrorist.
"Ich bin ein Amerikaner" hatte denn auch der PDS-Abgeordnete Carsten Hübner eine Erklä-
rung überschrieben, in der begründete, warum er sich heldenhaft den kriegstreiberischen
Worten des Kriegsverbrechers George W. Bush durch persönliches Fernbleiben quasi virtu-
ell in den Weg stellen wollte.
Daß er damit allein schon durch die Wahl der Überschrift dem Größenwahn der US-Regie-
rung, für den Doppelkontinent Amerika insgesamt sprechen zu wollen, anschloß, merkte
der arme Niedersachse, der allerdings für die PDS-Thüringen im Reichstag fehlte, ver-
mutlich gar nicht.
Drei weitere Abgeordnete der PDS, Ulla Jelpke, Heidi Lippmann und Winfried Wolf, dage-
gen verweigerten sich nicht der "historischen" Ansprache des gottgesandten Texaners,
wagten es aber tatsächlich dem Willen der von ihnen vertretenen Wähler dadurch Ausdruck
zu verleihen, daß sie während der Predigt ein gar gotteslästerliches Plakat entrollten.
"Mister Bush and Mister Schröder - Stop Your Wars!" war da zu lesen, bis gottesfürchti-
ge "Parlamentsdiener" - nein, diese Bezeichnung ist nicht meine Erfindung - dem athe-
istischen Spuk ein rasches Ende bereiteten.
Kriege mit einem Ende? Offenbar ist nicht mehr der "totale Krieg", sondern der ewige
Kriegszustand die neue Vision, die die "zivile Welt" einen soll. Dies machten im An-
schluß an die Verkündung von Gottes Wort durch George W. Bush nicht nur die gleichge-
schalteten Ehrenamerikaner von CDU/CSU, SPD, FDP, "Bündnis 90/Die Grünen" durch einen
an Parteitage in totalitären Regimen erinnernden Applaus deutlich, sondern auch noch
die PDS-Fraktionsspitze in Gestalt von Roland Claus, der sich nicht nur öffentlich,
sondern auch noch ausgerechnet bei "dem Bluthund Bush" (ein ungenanntes PDS-Vorstands-
mitglied) entschuldigte.
Die Entschuldigung, die so ehrlich gemeint wie peinlich ist, kam selbstverständlich
nicht mehr bei der Springer-Presse an, deren Berliner Flaggschiff
B.Z. den Zustand der
in ihren Augen vorbildlichen Hauptstädter als "George kommt. Berliner happy. Nur Idi-
oten sind dagegen." beschrieb.
BILD, das täglich erscheinende Fachblatt für korrektes staatsbürgerliches Verhalten,
fand die Meinungsäußerung der drei PDS-Abgeordneten nicht weniger schlimm als deren
Fraktions-Vorgesetzter und titelte: "
Schämt Euch, PDS-Pöbler!" Wahrlich, es ist eine
Unverschämtheit, in einem deutschen Parlament nicht nur die eigene Meinung, sondern
vielleicht auch die von ein paar Millionen Menschen - laut diversen Umfragen lehnt die
überwiegende Mehrheit einen Krieg gegen den Irak ab - in Gestalt eines Plakates kund-
zutun.
Die Empörung der PDS-Führung über diese "Eigenmächtigkeit" dieser "Pöbler" macht klar,
daß die PDS eigentlich schon lange in der Bundesrepublik Deutschland angekommen ist,
in der uneingeschränkt solidarischen Bundesrepublik Deutschland.
Wie meinte doch der teure Gast am 21. September 2001: "Entweder ihr steht zu uns oder zu
den Terroristen." Roland Claus hat endlich begriffen, auch wenn er noch so schön vorur-
und pressemit-teilte: "Die deutsche Politik hat es erneut an Selbstbewußtsein mangeln
lassen. Alle vollmundigen Erklärungen von Außenminister Fischer und Bundeskanzler Schrö-
der, Präsident Bush damit zu konfrontieren, daß Deutschland seinen Rüstungsetat nicht
erhöhen wird und Bedenken gegen einen Irak-Krieg erhebt, waren in den Wind und nicht an
Bush gerichtet."
Wählt PDS, wenn Ihr meint, es sei "bedauerlich" eine eigene Meinung zu vertreten! Gebt
den demokratischen Sozialisten Eure Stimme, wenn Ihr es "bedauerlich" findet, daß
un-
sere tapferen Jungs und Mädels nicht überall dort Frieden stiften können, wo es die
gottgewollte US-Adminstration wünscht!
Vom Winde verweht ...
MfG
tw_24
"Die PDS ist Friedenspartei." Gabi Zimmer