Registriert seit: May 2002
Beiträge: 1.018
|
Zitat:
Zitat von quentin
Auf die Roth sind beide losgegangen, u.a. mit der Feststellung, das Jamal Karsli noch bei den
Grünen war, als er seine Ausführungen machte - @tw, sagtest du ja bereits, hat er aber vermut-
lich später gewußt als du
|
Zitat:
Zitat von jupp11
Es wird interessant werden diesen Zwist weiter zu beobachten.
|
In der liebevoll ;-) taz genannten tageszeitung aus der Hauptstadt erschien am 20. Febru-
ar 1991 ein Interview mit Hans-Christian Ströbele, das der damals noch halbwegs vernünftige
Henryk M. Broder mit ihm führte:
"Hans-Christian Ströbele erklärt Henryk M. Broder, was er in Israel will", lautete die viel-
versprechende Zwischenüberschrift ...
Zitat:
Henryk M. Broder: In Ihrem offenen Brief an die israelische Friedenbewegung
heißt es, auch Israel würde "unter Verstoß gegen zahlreiche UNO-Beschlüsse
Gebiete arabischer Nachbarstaaten besetzt" halten. Die Besetzung Kuwaits und
Israels Präsenz in der Westbank sind für Sie ein und dasselbe. Hier wird doch
Unvergleichbares gleichgesetzt.
Hans-Christian Ströbele: Vergleichbar ist, daß Israel Territorien anderer Staaten
besetzt hält ...
... aber doch aufgrund ganz anderer Umstände. Kuwait hat den Irak nicht
bedroht, Israel wurde von seinen Nachbarn bedroht.
Das stimmt, Israel war damals einem Krieg ausgesetzt, hat die Gebiete erobert, hat sie
dann behalten. Das ist ein wichtiger Unterschied zum Irak. Trotzdem ist das Unrecht, in
den Gebieten eine Besatzungspolitik zu machen, vom Grundsatz her ein ähnliches
Unrecht wie die Besetzung Kuwaits. Wir dürfen auch nicht vergessen, daß Israel seit
Jahren eine Politik betreibt, die wir nicht gutheißen können. Die irakischen
Raketenangriffe sind die logische, fast zwingende Konsequenz der Politik Israels.
Also ist Israel selber schuld, wenn es jetzt mit Raketen beschossen wird?
Das ist die Konsequenz der israelischen Politik den Palästinensern und den arabischen
Staaten gegenüber, auch dem Irak gegenüber.
Sie finden es also richtig, daß Israel jetzt beschossen wird?
Nein, nicht jede Konsequenz muß von mir gebilligt werden. Ich stelle einfach fest,
Israel hat eine Politik betrieben, die das zur Folge hatte, und das war vorhersehbar.
Sind Sie sich der Situation bewußt, in der sich Israel befindet? Das Land wird
täglich vom Irak bedroht und Sie räsonnieren darüber, ob die Patriot eine reine
Abwehrwaffe ist oder nicht.
Wenn ich Israel heute die Patriot liefere, dann können die Raketen bei der nächsten
kriegerischen Auseinandersetzung als Angriffswaffen oder im Zuge eines Angriffs
benutzt werden. Gerade für ein Land wie Israel, das so verletzlich ist, kann es nur ein
Schutz sein, daß es sich radikal für Frieden einsetzt. Israel sollte jetzt einen Appell an
Präsident Bush richten: "Hör mit diesem Krieg auf!", einem solchen Appell könnte sich
Bush nicht verweigern.
Wollen Sie damit sagen, der Krieg wird deswegen fortgesetzt, weil Israel nicht
auf sein Ende drängt?
Weil auch Israel nicht auf sein Ende drängt. Weil eine ganze Reihe von Regierungen,
darunter auch die deutsche und die israelische, nicht auf ein Ende drängen.
In Ihrem offenen Brief an die israelische Friedensbewegung schreiben Sie: "Wir
bejahen auch das Recht auf Notwehr und Selbstverteidigung gegen Angriffe von
außen." In der Praxis billigen Sie das Recht auf Selbstverteidigung den
Palästinensern zu, von Israel erwarten Sie, daß es nicht zurückschlägt, wenn es
angegrifen wird. Warum dieser Doppelmaßstab?
Wenn ein Volk, wie die Palästinenser in den besetzten Gebieten, schlimmen
Repressalien ausgesetzt ist, keine Rechte hat, dann darf es sich dagegen wehren. Ebenso
befürworte ich ein Selbstverteidigungsrecht für Israel. Die Frage ist nur, wie weit es gehen
soll, gehen darf, ob es in einem Krieg eintreten darf. Das hängt unter anderm auch davon
ab, welche Politik dahin geführt hat, in welchem Maße fsalsche Politik zu einer
Bedrohung beigetragen hat.
Bei Vergewaltigungsprozessen wird auch im Leben der vergewaltigten Frau
herumgewühlt, wird gefragt, inwieweit sie durch ihr Verhalten den Täter provoziert,
also die Tat "mitverschuldet" hat.
Natürlich braucht sich Israel nicht gefallen zu lassen, etwa vernichtet zu werden, ins
Meer getrieben zu werden, das ist klar. Aber es muß berücksichtigen, daß es zu der
jetzigen Situation dadurch seine eigene Politik beigetragen hat. Deshalb kann das
Notwehrmittel, das Israel jetzt einsetzen darf, nur sein, auf einen Waffenstillstand zu
drängen.
Was haben Sie gedacht, als Sie von Saddam Husseins Ankündigung lasen, er
werde Israel so vernichten, daß nicht mal ein Grab übrig bleibt?
Ich habe das für eine ganz schlimme Großsprecherei gehalten. Nicht, daß ich daran
zweifle, daß Saddam Hussein zu vielem, möglicherweise auch dazu fähig wäre, wenn man
ihm da völlig freie Hand ließe, aber ich hoffe, daß er keine Realisierungschance hat,
wegen der gesamten Situation dort, wegen des Kräfteverhältnisses zwischen ihm und
Israel.
Aber Sie haben der Grünen-Abgeordneten Vera Wollenberger nicht
widersprochen, als sie erklärte, man dürfe keine Waffen nach Israel liefern, das
würde "die Stimmung in den arabischen Ländern nur weiter verbittern".
Da teile ich das Argument, daß diese Waffenlieferungen an Israel weiter dazu
beitragen, die Spannungen zu steigern und die tatsächliche oder vermeintliche Bedrohung
der arabischen Bevölkerung, die von Israel ausgeht, zu erhöhen.
|
"Bündnis 90/Die Grünen" sollten sich wahrlich etwar zurückhalten, sonst wird dieses
Interview auch noch von anderen wieder ausgegraben ... Bemerkenswert ist, daß Broder
wirklich mehrfach nachfragen mußte, bis Ströbele vielleicht auffiel, was er mit
"logische, fast zwingende Konsequenz" angerichtet hat.
MfG
tw_24
|