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28. May 2002, 17:40   #10
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von jupp11
dann mach Dir doch bitte auch mal die Mühe, Sätze von Friedman, wie diesen

"Er hat die jüdische, zionistische Lobby und ihren Welteinfluss kritisiert, und da sind wir
wirklich mitten im Dritten Reich."

in seiner ganzen Tragweite zu erklären.
Also, erstens bezieht sich der Artikel noch auf die Aufnahme Jamal Karslis. Der hat in einem
Interview mit der Jungen Freiheit, die ich durchaus schätze, erklärt, es gäbe eine "zionisti-
sche Lobby", die eine Macht über die Medien ausübe, die einzelne Menschen in den Ruin treiben
könne - oder eben, das sagt er zwar nicht, unterstellt er aber, "anti-zionistische" Meinungen
ausblenden. Und, die Existenz dieser "zionistischen Lobby" vorausgesetzt, hätte sie natürlich
auch noch die Macht, jede auch noch so kleinste Kritik an Israel als Antisemitismus quasi
"niederzuknüppeln".

Dieser Idee liegt das Bild einer "jüdischen Weltverschwörung" zugrunde, die über ihre finanziel-
le Macht an der Wall Street die Welt nach Belieben steuert, Länder in Kriege stürzt, dabei na-
türlich - neutral - beide Seiten beliefert und prächtig verdient.

Daneben kennt die antisemitische Verschwörungslehre auch noch die sogenannten "Bilderberger".
Unter diesem Namen fanden/finden angeblich Konferenzen statt, bei denen sich politische und
wirtschaftliche "Führer" absprechen - egal, was nun der Wähler im eigenen Land eigentlich will.
(Das ist jetzt die grobe Zusammenfassung, für genauere Auskünfte müßte ich nochmal nachschla-
gen.)

Von einem ähnlichen Ansatz gingen auch die deutschen Nationalsozialisten aus. Das "Weltjuden-
tum", allgegenwärtig wie es ist, sauge die Welt aus, stifte Kriege und wolle - sowieso - die
edle germanische Rasse verderben, versklaven und ausbeuten.

Und aus dieser herbeifantasierten Gefährlichkeit der Juden leiteten dann die Herrenmenschen ab,
daß diese "Untermenschen" eine Gefahr darstellten, die beseitigt werden müsse. Und sie galt
nicht etwa als Gefahr, weil es nur ein paar clevere Geschäftsleute jüdischen Glaubens gab, nein,
"der Jude" als solcher galt als Gefahr, als "Ungeziefer".

Und eben deshalb sei er allein schon wegen seiner Existenz schuld am Antisemitismus.

Wenn dann Möllemann heute erklärt, Friedman, der als TV-Talkmaster/Inquisitor oder privat nicht
sympathisch sein muß, sei verantwortlich für zunehmenden Antisemitismus, dann ist das genau die
gleich Argumentation. "Der Jude" existiert, "er" ist von Grund auf böse, also muß "er" bekämpft
und vernichtet werden.

Zitat:
Zitat von jupp11
Gibt es jetzt sowas wie die Unantastbarkeit der jüdischen, zionistischen Lobby, oder wie darf
man sowas verstehen. Und vor allem würde mich interessieren, wie Du derartige Aussagen gewich-
test vor dem Hintergrund der Möllemann-Stammeleien.
Es gibt keine jüdische/zionistische Lobby, zumindest nicht in dem Sinn, daß sie die Welt re-
giert. Daher kann auch von einer Unantastbarkeit nicht gesprochen werden.

In der heutigen Jungen Welt hat sich Werner Pirker mal wieder gemeldet, den ich vor ein paar
Tagen verrissen hatte. Heute stellt er am Anfang einige berechtigte Fragen, wie ich finde:

Zitat:
Wer ist Antisemit?

Die israelische Armee hat das Westjordanland in acht Gebiete getrennt und voneinander
isoliert: Hebron, Bethlehem, Ramallah, Jericho, Nablus, Dschenin, Tulkarem und Kalkilija.
Wer sein Wohngebiet verlassen will, braucht dazu eine spezielle Genehmigung des israeli-
schen Inlandgeheimdienstes. Dieser Paß ist zwischen fünf und 19 Uhr gültig und muß jeden
Monat erneuert werden.

Damit sitzen die Palästinenser in acht Gefängnisgroßanlagen fest. Es läßt sich wohl nicht
ernsthaft bestreiten, daß das von Israel über die Autonomiegebiete verhängte Regime in
seinem Wesen dem früheren Apartheid-System in Südafrika entspricht. Die Bewegungsfreiheit
der Schwarzen in ihren Homelands und von dort zu den Townships war freilich nie in einem
solchen Ausmaß eingeschränkt wie das Recht der Palästinenser auf freie Bewegung in ihrem
angestammten Land. Daß die südafrikanische Apartheid rassistisch war, galt als »common
sense«. Der gleiche common sense untersagt auch nur den Vergleich Israels mit einem
rassistischen Regime. Warum eigentlich? Ist Rassismus weniger rassistisch, wenn er im Land
der Holocaust-Überlebenden praktiziert wird? Kann nicht sein, was nach den Vorschriften
der politischen Korrektheit nicht sein darf?

(Quelle: http://www.jungewelt.de/2002/05-28/002.php)
Das würde ich, bei aller Abneigung gegen den Wiener auch unterschreiben ...

MfG
tw_24