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29. May 2002, 23:43   #1
quentin
 
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Walser "entsetzt wie in 50 Jahren noch nicht"

Moin,

Walser "entsetzt wie in 50 Jahren noch nicht"
FAZ lehnt Abdruck des Romans ab

Die Weigerung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, seinen neuen Roman vorab zu drucken, hat
den Schriftsteller Martin Walser "entsetzt wie es in 50 Jahren noch nie war". Die Haltung Frank
Schirrmachers, des für das Feuilleton zuständigen Herausgebers der FAZ, komme einer
"Hinrichtung" des Romans "Tod eines Kritikers" gleich. Das sagte Walser in der ZDF-Sendung
"heute-journal". Die Zeitung sieht in dem noch unveröffentlichten Text auf Grund "antisemitischer
Klischees" ein "Dokument des Hasses" und eine "Mordphantasie".

Schirrmacher verstößt gegen Brauch
"Das ist allein Frank Schirrmacher", meinte Walser im ZDF, "man muss den Grund dafür allein in
seiner saisonal gestimmten Psyche suchen". "Peinlich" sei die Kritik vor allem deshalb, weil das
Buch noch nicht veröffentlicht wurde. "Das ist gegen jeden Brauch", sagte Walser.

Überleben als Charaktereigenschaft
Es gehe in dem Buch nicht um die Ermordung des Kritikers als Kritiker: "Es geht um den Mord
an einem Juden." Das Thema Mord, argumentiert Schirrmacher, spiele in diesem Buch stets mit der Erinnerung an den
Massenmord der Nazis. Schirrmacher wirft Walser vor, "das Getötetwerden oder Überleben zu einer
Charaktereigenschaft" eines Juden zu machen. Am Ende des Buches stelle sich heraus, dass der Kritiker gar nicht tot war.
Darin sieht Schirrmacher die "verbrämt wiederkehrende These, der ewige Jude sei unverletzlich".

Gespanntes Verhältnis zu Reich-Ranicki
In dem Roman fällt ein jüdischer Star-Kritiker namens André Ehrl- König vermeintlich einem
Mord zum Opfer. Täter ist ein vom Kritiker verrissener Schriftsteller. Reales Vorbild war nach
Aussage Walsers der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, "weil an ihm die Machtausübung
am leichtesten erlebbar ist". Reich-Ranicki hat Walsers Werke seit Jahren verrissen.

Wegen Dankesrede in Kritik geraten
Stark in die Kritik geraten war Walser 1998 wegen seiner Dankesrede bei der Verleihung des Friedenspreis des
Deutschen Buchhandels. Darin sprach er von einer "Instrumentalisierung von Auschwitz zu anderen Zwecken". Auschwitz
eigne sich nicht als "Moralkeule".Die Redaktion der FAZ hat den Vorabdruck des neuen Romans von Martin Walser
abgelehnt, weil er mit dem"Repertoire antisemitischer Klischees" spiele. Der Roman sei ein "Dokument des Hasses" und
eine "Mordphantasie" heißt es in einem Offenen Brief von Frank Schirrmacher, einem der fünf Herausgeber der FAZ und
zuständig für das Feuilleton, an Walser. Die Zeitung druckte den Brief in ihrer Mittwoch-Ausgabe.
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wie kommen die denn aus dieser Nummer raus. Wieviel Macht hat der Zentralrat der Juden? Er kann die FAZ gängeln? Hatte Karsli etwa recht?

mfg