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30. May 2002, 16:03   #4
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von quentin
in allen stellt sich Formatierung als gut lesbar dar, wo ist das Problem?
Das Problem sind die "künstlichen" Zeilenumbrüche, die Du beim Kopieren aus dem Original mit übernimmst. Hier kann das dann je nach Monitor-Auflösung etwas unschön aussehen.

Zitat:
Zitat von quentin
wie kommen die denn aus dieser Nummer raus. Wieviel Macht hat der Zentralrat der Juden? Er kann die FAZ gängeln? Hatte Karsli etwa recht?
Immer schön langsam. Zunächst einmal hat der Zentralrat der Juden in Deutschland mit der Angelegenheit nicht viel zu tun - noch nicht jedenfalls. Es geht darum, daß Martin Walser einen Roman geschrieben hat, in dem er einen einen Literaturkritiker mit jüdischer Herkunft zum "Helden" macht, der seine Ermordung durch einen Autor inszeniert, den er vorher verrissen hatte, dabei aber selbst abtauchte. Das ist als Krimi-Idee gar nicht mal übel, finde ich, und wohl auch nicht besonders neu.

Für Schirrmacher, Feuilleton-Chef der "Zeitung für Deutschland" wird der Roman dadurch zum "Problem", daß eben jener Kritiker verdächtige Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Aber auch das wäre für mich noch gar kein Grund, Walser böse Absichten zu unterstellen. Warum sollen sich zwei "Streithähne" nicht in Romanform streiten? Aber Frank Schirrmacher reduziert den ganzen Romanhelden in seiner Kritik auf seine jüdische Herkunft (Ich kenne den Roman ja auch nicht, daher ist es wahrlich nicht einfach ...) und geht auch gleich noch einen Schritt weiter: Wo der Jude Ehrl-König möglicherweise eine "Karrikatur" Reich-Ranickis darstellt, sieht Schirrmacher gleich alle Juden beleidigt und angegriffen. Für Walser ist die jüdische Herkunft des Ehrl-König wohl eher nebensächlich, für die Handlung des Romans gilt das m.E. auch, aber da ich ihn ja nicht kenne, könnte ich mich da auch irren. Für Schirrmacher jedenfalls scheint Ehrl-König a.k.a. Reich-Ranicki gleichbedeutend zu sein mit "den Juden".

Und damit ist eigentlich er es, der ein rassistisches Denken präsentiert, das davon ausgeht, daß alle Juden gleich seien.

Für mich ist es in diesem Fall eher Frank Schirrmacher, der als selbsternannter Moralwächter etwas in einen Roman hineindeutet, das es möglicherweise gar nicht gibt. Natürlich halte ich Martin Walsers Ansichten zum Holocaust für etwas daneben, aber den Abdruck seiner letzten Rede vom 08. Mai hat Schirrmacher seltsamerweise nicht verhindert, obwohl es da, da es eben nicht um eine Roman-Fiktion geht, viel mehr zu kritisieren gäbe. Aber gleich einem Roman zu unterstellen, er sei ein antisemitisches Machwerk, weil eine Romanfigur im Rahmen der Handlung nicht unbedingt als "strahlender Held" endet, halte ich für sehr, sehr bedenklich. Und ich bin ja nun wahrlich ein Spezialist beim Entdecken antisemitischer Formulierungen ;-).

MfG
tw_24