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Zitat von tschubbl
Ich meine,wer sich weigert,UN in die besetzten Gebieten zu lassen,hunderte Zivilisten ermordert,der muß sich wohl oder über gefallen lassen,daß der mit den Nazis verglichen wird.
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Vergleichen kann und muß man erstmal alles miteinander. Anders lassen sich ja die Unterschiede zwischen Äpfeln und Birnen nicht bemerken ;-). Das Problem ist, daß manche meinen, das Vorgehen der israelischen Armee in den besetzten Gebieten
gleichsetzen zu können mit "Nazi-Methoden".
Und das ist einfach mal nicht zulässig, weil die Kriegsverbrechen der israelischen Armee eben nicht die Ausmaße haben wie die des deutschen Nationalsozialismus. Das ist im Grunde auch schon der ganze Kern der berühmt-berüchtigten "Antisemitismus-Debatte".
"Hunderte ermordete Zivilisten" konnte indes noch niemand beweisen - auch die palästinensische Autonomiebehörde übrigens nicht, die sowas sicher propagandistisch ausschlachten würde.
Dann kam plötzlich der Feuilleton-Chef der FAZ, Frank Schirrmacher, daher und meinte, Martin Walsers Buch sei ein antisemitisches Machwerk und ging mit diesem Vorwurf an die Öffentlichkeit, was bei einem unveröffentlichten Roman schon etwas seltsam auf das Publikum wirken muß, auch ein wenig nach vorauseilender Zensur aussieht.
Behandelt wird in dem Roman unverkennbar der Literatur-Papst Marcel Reich-Ranicki, der dabei wenig gut abschneidet, dessen jüdische Herkunft gleich zu Beginn erwähnt wird ("Als ihn zwei Butler hinausbeförderten, habe er ausgerufen: Die Zeit des Hinnehmens ist vorbei. Herr Ehrl-König möge sich vorsehen. Ab heute nacht Null Uhr wird zurückgeschlagen. Diese Ausdrucksweise habe unter den Gästen, die samt und sonders mit Literatur und Medien und Politik zu tun hätten, mehr als Befremden, eigentlich schon Bestürzung und Abscheu ausgelöst,
schließlich sei allgemein bekannt, daß André Ehrl-König zu seinen Vorfahren auch Juden zähle, darunter auch Opfer des Holocaust.") und damit indirekt natürlich schon die Frage in den Raum stellt, ob Überlebende des Holocaust kritisiert werden dürfen oder - gerade von Deutschen - von jeder Kritik ausgenommen werden müssen.
Man könnte schon an dieser Stelle des Romans Antisemitismus hineininterpretieren - Schirrmacher hat das getan - und würde sich dann auch im weiteren Handlungsverlauf bestätigt sehen, weil - wie nicht anders zu erwarten - persönliche Marotten des Liratur-Papstes (z.B. seine Sprechweise) erwähnt werden, die auch der nationalsozialistische Antisemitismus gleich gegen alle Juden vorbrachte.
Die Frage ist nun, ob der Roman deshalb wirklich antisemitisch ist, obwohl es doch eigentlich "nur" um eine wenig freundliche Abrechnung mit Reich-Ranicki geht, die ohne den Bezug auf dessen persönlichen Hintergrund ja kaum glaubwürdig möglich wäre. Wer diese Frage nun bejaht, gesteht Juden eine Sonderrolle zu, die sie persönlich und als Religionsgemeinschaft einnehmen - eine Art "positiver Antisemitismus", für den jemand mit jüdischer Herkunft genau deshalb nicht kritisiert werden darf.
Damit jedoch wäre grundsätzlich auch jede Kritik an Marcel Reich-Ranicki antisemitisch, und Martin Walser ist ja nicht der einzige, der sich kritisch mit Reich-Ranicki befaßte - ganz gut kann ich mich zum Beispiel an einen wenig freundlichen Nachruf auf das "Literarische Quartett" von Wiglaf Droste erinnern, der auch noch ganz im Sprachstil Reich-Ranickis vorgetragen wurde.
Überhaupt könnte man dann wohl niemals einen Roman verfassen, in dem ein Held mit jüdischer Herkunft
auch negativ auffällt. Damit wäre dann vermutlich auch jegliche historische Betrachtung des deutsch-jüdischen Verhältnisses unmöglich ...
Ich halte, nachdem ich den Roman zwar noch nicht bis zum Ende gelesen habe, aber doch recht weit gekommen bin, die Antisemitismus-Vorwürfe gegen Martin Walser für nicht gerechtfertigt.
Das Buch ist einfach nur ein handwerklich ziemlich mißratener Versuch, in der Form eines Kriminalromans einen persönlichen Streit literarisch zu verarbeiten. Das ist an sich schon schlechter Stil, aber dennoch durchaus zulässig. Nur schreibt Walser halt auch noch schlecht.
"Ich rief sofort Joost Ritman an und sagte, daß ich sofort zurück nach München müsse. Als ich noch sagen wollte, warum ich sofort zurück müsse, merkte ich, daß das gar nicht so leicht mitzuteilen sei." heißt es da zum Beispiel. Meine Deutschlehrerin hätte mich für solche Formulierungen vermutlich gesteinigt, weil die Wörtchen "sofort" und "müsse" geradezu inflationär gebraucht werden. Und solche handwerklichen Fehler sind häufig zu finden in diesem Roman, bei dem ich eigentlich nie das Gefühl hatte, nun unbedingt weiterlesen zu müssen statt mir den wohlverdienten Schlaf zu gönnen.
Das Buch fesselt den Leser tw_24 einfach nicht, der dagegen zum Beispiel den "Krebsgang" von Günter Grass förmlich verschlungen hat, in dem ja auch ein recht umstrittenes "Tabu-Thema" (Vertreibung, Verbrechen an Deutschen im Zweiten Weltkrieg) behandelt wird. Martin Walser gelingt es einfach nicht, die richtige Spannung zu schaffen, und deshalb ist das Buch in meinen Augen ein Rohrkrepierer, obwohl es sich dank des öffentlichen Rummels möglicherweise doch ganz gut verkaufen wird.
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Zitat von LionSpeedy
Wenn man es genauer betrachtet, sind tatsächlich große Teile der Printmedien in jüdischer Hand. Das ist mir eigentlich egal, ausser wenn es, wie hier, zu einseitiger, unfairer Berichterstattung genutzt wird. Spiegel und Friedman haben der jüdischen Sache sicher mehr geschadet als sie die deutsche Bevölkerung 'aufgeklärt' haben.
Wer spricht denn noch von dem Unrecht, dass die Regierung und die Armee Israels permanent anrichtet??? Schön abgelenkt, Bravo Herr Friedman, Herr Spiegel.
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LionSpeedy ist zwar schon von uns gegangen, aber solche Verallgemeinerungen halte ich dann doch für wenig angebracht.
Gerade die Diskussion hier - aber auch in den etwas reichweitenstärkeren Medien - zeigt doch, daß es die "jüdische Lobby" nicht gibt - oder schwächer ist, als ihr dies unterstellt wird. Und, nebenbei, wer spricht von dem Unrecht, das religiöse Fanatiker als "Befreiungskampf" rechtfertigen?
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Zitat von quentin
Es geht nicht an, das einige Wenige wieder in Deutschland dies zu bestimmen haben, Bücherverbrennung auch nicht, wenn Reich - Ranicki dies in dem Fall gern möchte.
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Das hat Marcel Reich-Ranicki doch niemals versucht. Er fand das Buch einfach nur schlecht, gegen eine Veröffentlichung hatte er dagegen ausdrücklich keine Einwände. Der Möchtegern-Zensor heißt Frank Schirrmacher und ist Ressortleiter bei der "Zeitung für Deutschland", die die Reden des Martin Walser immer gern abdruckte, in denen er schon recht seltsame historische Ansichten vertritt, mit denen zumindest ich mich nicht anfreunden kann - doch die haben mit dem Roman, der bei allen Bezügen auf Reich-Ranicki ja doch nur Fiktion ist, nicht viel zu tun.
MfG
tw_24