Einzelnen Beitrag anzeigen
20. June 2002, 11:38   #1
Marie
 
Benutzerbild von Marie
 
Registriert seit: April 2001
Ort: Na hier
Beiträge: 5.712
Schweigen oder Reden?

In der Liebe ist Schweigen manchmal besser (von LIFELINE)
Dienstag 11. Juni 2002


Psychologen dürften sich die Nackenhaare sträuben. In langwierigen Sitzungen versuchen sie, ihren Schützlingen beizubringen, offen zu sein und Probleme auch gegenüber ihrem Partner anzusprechen. Doch jetzt sagt der amerikanische Kommunikationstrainer David Stiebel: Manchmal ist Schweigen besser. Seine provokante These: Reden ist ein Kommunikationskiller.
Geahnt hatten wir es ja schon lange. Die endlosen Diskussionen mit der Mutter, die Dispute mit Kollegen oder mit dem Partner - alles für die Katz. Immer wieder drehen sich die Gespräche im Kreis, jeder beharrt auf seinem Standpunkt. Die Folge: Schlechte Laune, Wut und nicht selten sogar Tränen.

Die meisten Diskussionen sind im Grunde Machtkämpfe

Lieber schweigen, lautet dagegen die These des amerikanischen Psychologen David Stiebel von der kalifornischen Berkeley Universität. Bei nahezu allen kontroversen Gesprächen gehe es nicht um eine Klärung oder Schlichtung, sondern um Machtkämpfe. Seinen eigenen Standpunkt zu verteidigen und den anderen von diesem zu überzeugen - dies stehe meist im Mittelpunkt des Interesses, so Stiebel.
Jeder versucht auf diese Weise auch, den anderen zu ändern. Das aber ist ein schwieriger und vor allem steiniger Weg. "Ich will doch nur dein Bestes." So beginnen viele Auseinandersetzungen, die im Chaos enden. Es folgen Vorwürfe wegen zu vieler Überstunden, übermäßigem Alkoholkonsum, Übergewicht oder drohender Gesundheitsprobleme. Folge: Der Angesprochene schaltet auf stur, blockt ab, fühlt sich angegriffen. Der handfeste Streit ist unausweichlich.

Ständiges Nörgeln fruchtet nicht

Trotzdem sollten die Partner auf keinen Fall alle Probleme unter den Teppich kehren. Im Gegenteil: Es geht vor allem darum, Missverständnisse auszuräumen. Doch das lässt sich nicht durch ständiges Nörgeln erreichen. Helfen kann nur ein konstruktives Gespräch. Beispiel: Wer nicht möchte, dass der Partner ständig unterwegs ist und seine häuslichen Pflichten vernachlässigt, sollte sich vor einem Gespräch Lösungen einfallen lassen. Etwa, wie man die Hausarbeit so organisieren kann, dass jeder genügend Freizeit hat, ohne dass sich einer von beiden zurückgesetzt fühlt.
In einer fruchtbaren Auseinandersetzung müssen die Worte vorsichtig gewählt sein. Gift für jede Diskussion sind Sätze wie: "Du redest genau wie deine Mutter", oder "Statt mit dir könnte ich auch mit der Pflanze sprechen". Viel wichtiger ist dagegen gutes Zuhören: nicht dazwischenreden, den Partner nicht beurteilen, sondern sich mitfühlend und aufnehmend verhalten.


Schweigen bedeutet nicht klein beigeben

Stiebel rät auch dringend ab von einem indirekten Schlagabtausch nach dem Motto: "Wenn du unbedingt möchtest, dass wir es so machen..." Gerade Frauen neigen dazu, sich indirekt durchzusetzen, so der Experte. Beim Partner kommt so aber schnell das Gefühl hoch, manipuliert zu werden.
Umgekehrt geben viele Frauen aber auch zu schnell nach, weil sie um jeden Preis mit dem Partner zusammen bleiben möchten. Das ist keine gute Lösung, denn wer sich ständig unterordnet, ist schnell frustriert. Besser ist es, Lösungen vorzuschlagen, die beide Partner gleichberechtigen.

Selbstverständlich sollten diese Diskussionen immer nur unter vier Augen stattfinden. Auseinandersetzungen und Machtkämpfe vor Freunden hinterlassen einen katastrophalen Eindruck. Auch Kinder sollten in einem Streit niemals instrumentalisiert werden. Sie sind mit der Situation überfordert, verlieren Vertrauen und gehen auf Distanz.

Mehr zum Thema Liebe bei lifeline.de

Was meint ihr, ist Schweigen manchmal doch besser, anstatt dem Partner zu sagen, was man manchmal von ihm und seinen Meinungen hält?