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3. February 2006, 17:29   #43
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von Irata
Und wenn ich Clinton lese, frage ich mich, welchen Hintergrund seine Weichspülerei hat.
Bill Clinton, aber selbstverständlich auch solche lustigen Leute wie Claudia Roth, die sich ähnlich äußert, könnten im Irak sich anschauen, wie jahrzehntelange totalitäre Indoktrination das gesellschaftliche Bewußtsein deformiert. Den einzelnen Menschen, der sich auch als Individuum begreift, gibt es dort weitgehend nicht, dafür aber, tragisch genug, eben tatsächlich die Moslems, während die Deutschen dann wohl doch eher nur in meinem antideutschen Ressentiment vorkommen ;-).

Es spricht ja eine deutliche Sprache, wenn in Ländern, die von islamistischen Despoten beherrscht werden, wie etwa dem Jemen um die 150.000 'Beleidigte' sich zusammenfinden, um gegen das zu protestieren, was eben auch der SPIEGEL, der ja sonst vorgibt, keine Probleme damit zu haben, unbequem zu sein, seinem Publikum ersparen will.

Diese Massenaufläufe, die typisch sind für die Gesellschaften des Nahen Ostens, künden, was hierzulande oftmals ignoriert oder übersehen wird, nämlich von der ganzen gesellschaftlichen Rückständigkeit, in die die jeweiligen Regimes diese Länder geführt haben. Das persönliche Interesse des Individuums wurde dort ausgemerzt - auch im Irak.

Für ein 'höheres' Ziel ist es kein Problem, Massen zu mobilisieren, doch daran, gegen Korruption, Arbeitslosigkeit, eine lausige Infrastruktur etc. zu demonstrieren, denkt schon gar niemand mehr. Die ideologische Indoktrination hat die Menschen nämlich gelehrt, daß solche Proteste eben die gesamte Herrschaft in Frage stellten.

Und gegen diese fatale Interesselosigkeit, die einhergeht mit der unter Saddam Hussein ja blutig antrainierten Unfähigkeit, banale Realität als solche überhaupt nur zu begreifen - ein Schlagloch ist eben kein simples Schlagloch, sondern ein Angriff auf das stolze arabische Volk -, kämpft heute natürlich noch die neue Regierung ebenso wie die Koalitionstruppen.

Deshalb fällt es auch vielen irakischen Bürgern noch heute leicht, etwa hinter nichtfunktionierender Müllabfuhr eine Riesenverschwörung zu vermuten, mit der Amerikaner und/oder Zionisten sie beleidigen wollen oder gleich den ganzen Islam. Auf den Gedanken, sie selbst in ganz eigenen Interesse zu organisieren, kommen sie gar nicht.

Im Irak wird unterdessen einiges getan, diese seltsam anmutende Privatinteresselosigkeit zu überwinden, die die andere Seite der Medaille 'Massenauflauf wegen Mohammed-Karikaturen' ist; in den Diktaturen der Region allerdings besteht aus nachvollziehbaren Gründen seitens der Regimes daran natürlich kein Interesse. Man sollte sie dabei nicht unterstützen, indem man als Bill Clinton diese Karikaturen zu einer Provokation erklärt - immerhin darf er sie ganz persönlich sehen und durchaus als schlecht empfinden - dem islamistischen Mob bleibt dies verwehrt.

MfG
tw_24