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5. December 2007, 23:53   #11
Ben-99
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Zitat:
Zitat von tommygoler

Das ist doch nicht dein Ernst, dass du das nicht nachvollziehen kannst?
... und Du hast offensichtlich große Schwierigkeiten damit, meinen Standpunkt nachzuvollziehen. Wenn es denn leider so ist, daß der von Dir betonte "aktuelle Marktwert" in unserer perversen kapitalistischen Gesellschaft dafür sorgt, daß eine Verona Feldbusch Multimillionärin werden kann und ein Torwart mehr Gehalt bezieht als die meisten Vorstandsvorsitzenden der Großkonzerne, dann heißt das doch noch lange nicht, daß man diesen Trend nicht kritisieren darf.

Ich wiederhole noch einmal die Kernaussage des "Stern"-Kommentators:

Zitat:
Top-Manager sind verantwortlich für Tausende von Arbeitsplätzen, stehen Investoren Rede und Antwort und müssen im internationalen Wettbewerb bestehen. Oliver Kahns berufliche Zielvorgaben bestehen hingegen lediglich darin, Fußbälle vom Tor des FC Bayern München abzuwehren.
Natürlich sollen Spitzen-Sportler auch viel Geld verdienen, und wer mag oder es vielleicht sogar nötig hat, soll von mir aus auch gern im Ferrari zum Training fahren. Aber müssen es unbedingt 9 Millionen im Jahr sein? Dabei spielt für mich keine Rolle, daß Herr Kahn zufällig bei Bayern München spielt. Aber gerade solche Leute wie er oder auch zum Beispiel Effenberg machen nun mal den Eindruck auf mich, daß sie ohne Fußball wohl schon mit dem Job eines Möbelpackers mental ausgelastet wären.

Das gilt für alle Vereine, natürlich auch für den HSV. Dort brillierte mal ein Uwe Seeler, der noch heute zu den mit Abstand erfolgreichsten, bekanntesten und beliebtesten deutschen Fußballern aller Zeiten gehört. Sein Pech: Obwohl weltberühmt, reichte der damalige "aktuelle Marktwert" eines Spitzensportlers gerade mal aus, sich ein bescheidenes Häuschen im Grünen zu leisten.

Und noch einmal: Es geht um die Heuchelei, daß sich die Politiker, aber auch wir uns über die Maßlosigkeit der Krawattenträger in den Vorstandsetagen aufregen, aber eben nicht über die Raffgier vieler "beliebter" Sportler. Gerade Fußballer geben sich oft gern betont volksnah, kumpelhaft. Ist es denn so schwer für Dich, Tommy, auch ihre völlig überzogenen Gehaltsforderungen als pervers zu bezeichnen? Zumal jedem denkenden Menschen eigentlich klar sein müßte, daß die "Verantwortung" eines Balltreters oder Kreiselisten im Vergleich zu einem Konzernchef, von dem Tausende, manchmal sogar Zehntausende Angestellte abhängig sind, fast gegen Null tendiert.

Egal, ob Top-Manager oder Fußballspieler - natürlich verdienen beide zu viel Geld - eben weil sie solche gigantischen Gehälter in Relation zu den normalen Angestellten eben nicht "verdienen". Aber so lange das Volk brav die Klappe hält und wie Du selbst die schlimmsten Auswüchse schulterzuckend als "normal" hinnimmt, wird sich dieser Trend immer weiter fortsetzen und unsere Gesellschaft immer "kranker" werden. Und nun sag' nur noch: Man kann ja eh' nichts dagegen tun.

Falsch. Denn ich bin sicher, daß die öffentliche Diskussion zum Beispiel um den Mannesmann-Prozeß und die Selbstbedienungsmentalität vieler Manager auch zu innerbetrieblichen Überlegungen in den Konzernen geführt hat. Dasselbe könnten auch mal die Sport-Fans tun. Oder ist es für Dich wirklich so schwer, auch mal über die Maßlosigkeit Deiner Idole nachzudenken, schon weil sie dadurch langfristig den Sport vergiften?

Ich bleibe mir treu und behaupte auch jetzt noch, daß nur Menschen wie Dagobert Duck im Geld schwimmen dürfen sollten, die Außergewöhnliches und für die Menschheit Bleibendes geschaffen haben. Das kann ein Programmierer sein, der den Software-Bereich revolutioniert hat oder auch ein Erfinder, der die Welt verändert oder vielleicht sogar verbessert hat. Auch Künstler, die als Regisseure, Maler oder Musiker Bleibendes hinterlassen haben, sollen sich von mir aus über ihre Milliarden freuen - meinetwegen sogar Politiker, wenn sie sich durch ihr kluges Handeln unsterblich gemacht haben.

Aber ich bitte Dich, Tommy, es darf doch wohl noch gestattet sein, darauf hinzuweisen, daß ein Oliver Kahn oder ähnliche Gestalten in anderen Sportvereinen nichts, aber auch gar nichts mit den von mir genannten Bereichen zu tun haben. Wir sollten endlich damit aufhören, Leute anzuhimmeln, nur weil sie reich und berühmt sind. Aber natürlich kannst Du auch jetzt wieder argumentieren, daß sogar Paris Hilton aufgrund ihres "aktuellen Marktwertes" die monatlichen Millionen-Einnahmen "verdient" hat.

Du hast Dich damit abgefunden - ich nicht. Und weil ich will, daß das eines Tages wieder anders wird, schreibe ich halt diese nervigen, langen Beiträge. Aber da ich bescheiden bin, reicht es mir schon, wenn auch nur ein einziger Leser dadurch zum Nachdenken bewegt wird.

Gruß Ben

(der "Gute", den Ihr wahlweise ab jetzt auch Mahatma Gandhi, Martin Luther King oder Papa Teresa nennen könnt *g*)